Modediagnose Barrett-Ösophagus |
Journal/Book: MMW-Fortschr.Med. 2001; Nr. 15 (143.Jg.): S. 18. 2001;
Abstract: Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Geschäftsführender Schriftleiter MMW-Fortschritte der Medizin Die erhebliche Zunahme des Barrett-Ösophagus ist wahrscheinlich auf eine enorme Steigerung der Endoskopiefrequenz zurückzuführen. Während die Inzidenz des Magenkarzinoms in den westlichen Industrieländern laufend abnahm kam es zu einer erheblichen Steigerung der Inzidenz des Adenokarzinoms des Ösophagus und des gastroösophagealen Übergangs. Gleichzeitig tauchte zu Beginn der 90er-Jahre als eine Art gastroenterologischer Modediagnose der Barrett-Ösophagus auf. Ob es sich dabei um eine erhebliche Zunahme eines neuen Krankheitsbildes handelt (wie von Gastroenterologen gerne behauptet) oder die Steigerung der Inzidenz nur auf eine Zunahme der Endoskopiehäufigkeit und des Problembewusstseins zurückzuführen ist wurde an einer Populationsstudie in Olmsted County/ Minnesota untersucht. Die Inzidenz eines klinisch diagnostizierten Barrett-Ösophagus > 3 cm Länge stieg im Vergleich 1965-69 mit 1995-97 von 0 37 auf 10 5 pro 100000 um das 28fache. Gleichzeitig nahm aber auch die Zahl der Gastroskopien um das 22fache zu. Die Patienten mit Barrett-Ösophagus hatten eine etwas verkürzte Lebenserwartung. Aber lediglich bei einem einzigen Patienten war nachweisbar dass er an einem Adenokarzinom auf dem Boden eines Barrett-Ösophagus verstarb. Umgekehrt traten nur vier von 64 bekannten Adenokarzinomen bei Patienten mit zuvor festgestelltem Barrett-Ösophagus auf. Kommentar Die nahezu identische Zunahme der Inzidenz und Prävalenz des klinisch diagnostizierten Barrett-Ösophagus und der durchgeführten Gastroskopien ist frappierend. Man darf annehmen dass die wahre Prävalenz des Barrett-Ösophagus sich im Laufe der Jahrzehnte nicht viel geändert hat obgleich die Inzidenz des Adenokarzinoms des Ösophagus zehnfach zugenommen hat. Warum sich in jüngerer Zeit der Barrett-Ösophagus vermehrt zu einem Adenokarzinom "auswächst" ist vorläufig unbekannt. Möglicherweise spielt hier das allmähliche Verschwinden des Helicobacter pylori aus der Population eine Rolle. hf
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