Unbestechliche evidence based medicine Morphin als Schmerzmittel wirkungslos?

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. 2000; Nr. 47 (142 Jg.): S. 8. 2000;

Abstract: DR. MED. BERNHARD WIEDEMANN / Wir leben in einer Welt der Extreme. Einerseits suchen erstaunlich viele Deutsche ihr Heil bei Heilpraktikern oder gar Scharlatanen. Am anderen Ende des Spektrums steht die sog. EBM die evidence based medicine. Sie will nur anerkennen was zuverlässig nachgewiesen ist und doch sind ihre Resultate mitunter zweifelhaft. Wer genau hinsieht kommt zu der Einsicht: Auch die EBM kann ärztliche Erfahrung nicht ersetzen. Seit ein zwei Jahren reden alle von der evidence based medicine. Sie soll bei der Therapie subjektive Einflüsse ausschließen und uns davor bewahren auf Plazeboeffekte oder krumme Argumente der Marketingstrategen hereinzufallen. Expertenerfahrung zählt dabei nicht allzu viel das Nonplusultra sind doppelblinde und kontrollierte klinische Studien. Das Prinzip sieht etwa so aus: Man recherchiert in einer elektronischen Datenbank nach entsprechenden Studien beispielsweise zu Paracetamol und Kodein. Die Datenbank spuckt gleich die Abstracts aus in denen die Methoden und Ergebnisse mit ihren Mittelwerten Standardabweichungen und Signifikanzen kurz referiert werden. Sind die Studien methodisch sauber angelegt und weisen ihre zusammengefassten Ergebnisse eindeutig in eine Richtung kann man sie wunderbar in eine Leitlinie zur Schmerzbehandlung einfließen lassen. Veröffentlicht wird nur was passt Doch dieses schöne Prinzip hat seine Tücken wie Dr. Christoph Maier von der Uni Bochum demonstrierte. Nach dem beschriebenen Verfahren kommt man nämlich zu dem Ergebnis dass die Kombination aus Paracetamol und Kodein hoch wirksam ist - und so steht es auch in einem neueren Lehrbuch. Sieht man sich die zugrunde liegenden Studien aber mal genauer an dann sind sie fast alle nach Zahnextraktionen durchgeführt worden. Sie beweisen also lediglich dass die Kombination bei Schmerzen nach Zahnextraktionen wirkt. ... hf

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