Neue orale Antidiabetika Insulinsensitizer und Glinide - was sind die Vorteile? |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 28-29/ 2000; S. 573/ 23; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Prof. Dr. K. von Werder FRCP Chefarzt der Inneren Abteilung der Schlosspark-Klinik Akademisches Lehrkrankenhaus der Humboldt-Universität zu Berlin Zwei neue orale Antidiabetika werden in diesem Heft vorgestellt: Das eine - Repaglinide - ist in Deutschland bereits zur Therapie des Typ 2 Diabetes zugelassen. Die anderen - die Thiazolidindionderivate Rosiglitazon und Pioglitazon - werden in Kürze zur Verfügung stehen. Repaglinide regt die Betazellen des Pankreas an bei gleichzeitigem Vorhandensein von Glukose vermehrt Insulin zu produzieren. Dies scheint ein wesentlicher Unterschied zu den Sulfonylharnstoffpräparaten zu sein die auch dann zu einer vermehrten Insulinsekretion führen wenn die Glukosespiegel nicht erhöht sind. Diese Besonderheit und die kurze Halbwertszeit führen zu einer guten Steuerbarkeit der Substanz was eine flexible mahlzeitenadaptierte Therapie ermöglicht. Das Hypoglykämierisiko ist gegenüber Sulfonylharnstoffen deutlich erniedrigt. Die geringe Nebenwirkungsrate sowie der praktisch ausschließliche Abbau über die Leber lassen diese Substanz auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz geeignet erscheinen bei denen die Therapie mit dem Biguanid Metformin kontraindiziert ist. Einen ganz anderen Wirkungsmechanismus haben Rosiglitazon und Pioglitazon die an den PPA-Rezeptor (peroxisome proliferator-activated receptor) der Fettzelle binden und so die Insulinempfindlichkeit steigern. Die Gabe von 2-8 mg Rosiglitazon pro Tag führt zu einer Absenkung des Blutzuckers und des HbA1C bei gleichzeitiger Reduktion der Insulinspiegel. Rosiglitazon ist insbesondere bei adipösen Typ 2 Diabetikern in Kombination mit Sulfonylharnstoffen oder mit Metformin indiziert. Aber auch insulinbehandelte Typ 2 Diabetiker können davon profitieren. Rosiglitazon führt außerdem zu einer Verbesserung des Fettstoffwechsels. Die Nebenwirkungsrate scheint relativ niedrig zu sein; eine Hepatotoxizität wie bei Troglitazon konnte für Rosiglitazon und Pioglitazon nicht nachgewiesen werden. Die Insulinsensitizer repräsentieren ein völlig neues Prinzip bei der Typ 2 Diabetestherapie. Ihr Angriff an der Insulinresistenz könnte möglicherweise das Sekundärversagen gegenüber betazytotropen Substanzen die früher oder später zu einer Erschöpfung der Betazelle führen aufschieben oder verhindern. Aus diesem Grund werden große Hoffnungen an ihre Einführung geknüpft die - vielleicht noch mehr als Repaglinide - eine echte Innovation in der Therapie des Diabetes mellitus darstellen. ab
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