Arzneimitteltherapie in der Praxis lmmer ein individuelles Experimert |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 44/ 2000; S. 828/ 27 - 829/ 28; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Prof. Dr. med. M. Wehling Institut für Klin. Pharmakologie Fakultät für Klin. Medizin Klinikum Mannheim Mannheim Wirksamkeit und Verträglichkeit von Arzneimitteln sind die beiden grundsätzlichen Anforderungen an zugelassene neue Arzneimittel. Beide Parameter werden in äußerst aufwendigen kostspieligen und langwierigen Untersuchungen an zuletzt vielen Hunderten bis Tausenden von Menschen untersucht. Erst wenn diese Testungen ein günstiges Risiko-Nutzen-Profil erwarten lassen erfolgt eine moderne Arzneimittelzulassung. Angesichts dessen verwundert es wie häufig und schwerwiegend Arzneimittelnebenwirkungen sein können; dies lehrt die Praxis nur allzu oft. Hierbei wird aber gerne vergessen dass es sich bei der Anwendung eines Arzneimittels am einzelnen Patienten um ein Individualexperiment handelt dessen Ausgang durch keine Kunst Wissenschaft Theorie oder komplexe Analyse eindeutig vorhersehbar ist. Die we sentliche Ursache für die große Variationsbreite von Arzneimittelwirkungen und Ne benwirkungen liegt in der Einzigartigkeit des Genmusters jedes Menschen das für Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Arzneimitteln mit verantwortlich ist. Bereits seit längerer Zeit sind Polymorphismen der für die Ausscheidung v. a. den Abbau von Arzneimitteln wichtigen Enzymsysteme insbesondere des Cytochrom-P450-Systems bekannt. Der Entschlüsselungsspurt der letzten 15 Jahre hat nun dazu geführt dass wir heute nicht nur wissen ob ein Mensch ein bestimmtes Arzneimittel schnell oder langsam über ein bestimmtes Enzymsystem abbaut; wir wissen auch welche Aminosäure an welcher Position für eine hohe oder niedrige Aktivität dieses abbauenden Mechanismus verantwortlich ist. Es ist leicht vorstellbar dass Patienten mit einem bestimmten Enzymmuster anfälliger für Nebenwirkungen von Arzneimitteln sind wenn sie diese deswegen langsamer abbauen. Aber auch wenn es heute teilweise mittels DNA-Chips bereits gelingt die entsprechenden Gene minutenschnell zu analysieren lassen sich Arzneimittelnebenwirkungen keineswegs in jedem Fall vorhersagen. ... hf
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