Thromboserisiko bei malignen Erkrankungen Thrombose-ABC Folge 15 |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 15/ 2000; S. 332/ 42; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dr. med. Peter Stiefelhagen Chefarzt der inneren Abteilung DRK-Krankenhaus Westerwald Hachenburg Patienten mit bösartigen Tumoren haben eine verstärkte Thromboseneigung. Viele brauchen eine konsequente Thromboembolieprophylaxe. Gelegentlich ist die Thrombose sogar der erste Hinweis auf den Krebs. Die Koinzidenz von thromboembolischen Erkrankungen und Krebs ist unumstritten. Nicht selten manifestiert sich die Thrombose bereits vor der Diagnose der Tumorerkrankung. Insbesondere beim Auftreten einer Thrombophlebitis migrans oder saltans sollte an einen Tumor gedacht werden. Aber auch nicht bakterielle thrombotische Endokarditiden Thrombosen an seltenen Lokalisationen (Nierenvenen Vena cava inferior Mesenterialvenen) und Thrombosen unter oraler Antikoagulation sprechen für das Vorliegen einer bösartigen Erkrankung. Tumorzellen bilden gerinnungsaktive Substanzen Das erhöhte Thromboserisiko bei Krebspatienten beruht darauf dass Tumorzellen selbst eine Reihe von gerinnungsaktiven Substanzen bilden. Dabei dürfte dem Tissue-Faktor als Gewebsthromboplastin bekannt die entscheidende pathogenetische Bedeutung zukommen. Eine vermehrte Bildung dieser Substanz wurde zunächst bei Leukämiezellen beschrieben. Aber auch in soliden Tumoren ist die Konzentration dieses gerinnungsfördernden Faktors erhöht. Darüber hinaus können Tumoren aber auch Substanzen synthetisieren die ähnlich wie der Tissue-Faktor zu einer Aktivierung des extrinsischen Gerinnungssystems führen. Auch in Monozytenmakrophagen die im Abwehrkampf des Organismus gegen die Tumorzellen eine wichtige Rolle spielen werden vermehrt thrombophile Substanzen gebildet. Diese erhöhte Gerinnungsaktivität der Tumormakrophagen hat das Ziel die infiltrierenden Krebszellen abzuwehren indem durch Fibrin eine gewisse Barriere geschaffen wird. Tumortherapie kann das Risiko noch steigern Das Thromboserisiko bei Krebspatienten kann durch iatrogene Maßnahmen wie eine Chemotherapie noch ansteigen: Die Wirkung einiger Zytostatika beruht u. a. darauf dass eine Apoptose induziert wird. Dies geht mit einer vermehrten Thrombinbildung und einer verstärkten Thrombozytenaktivierung einher. So sind Thromboembolien bei Tumorpatienten eine natürliche Begleiterscheinung der letzten Lebensphase und in metastasierten Spätstadien häufig eine die Lebenszeit begrenzende Komplikation. Auch wenn die Krebserkrankung grundsätzlich ein thrombophiler Zustand ist so ergibt sich daraus nicht zwangsläufig die Indikation für eine generelle medikamentöse Thromboseprophylaxe. Wenn jedoch andere Risiken hinzukommen wie z. B. ein postthrombotisches Syndrom eine hereditäre Thromboseneigung oder eine Strahlentherapie im Bereich des Beckens ist eine Thromboembolieprophylaxe zu empfehlen. ... ab
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