Thrombozytenkontrolle nach Heparingabe unverzichtbar Thrombose-ABC Folge 12: heparininduzierte Thrombozytopenie |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 8/ 2000; S. 41/ 143; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dr. med. Peter Stiefelhagen Chefarzt der inneren Abteilung DRK-Krankenhaus Westerwald Hachenburg Jede Heparingabe geht mit dem Risiko einer Thrombozytopenie einher. Dies erfordert eine regelmäßige Kontrolle der Thrombozytenwerte. Seltener treten solche Komplikationen unter niedermolekularen Heparinen auf. Die am meisten gefürchtete Komplikation einer Heparintherapie ist die heparininduzierte Thrombozytopenie. Zwei Formen müssen unterschieden werden. Beim ersten Typ tritt der Thrombozytenabfall meist innerhalb der ersten vier Tage nach Heparingabe auf. Die Thrombozytenwerte fallen leicht bis mäßig auf etwa 150000-100000/l und normalisieren sich meist unter der Heparintherapie. Die Häufigkeit dieser heparininduzierten Thrombozytopenie Typ I wird mit zirka 25% angegeben. Klinische Komplikationen sind im Allgemeinen nicht zu erwarten. Bei der heparininduzierten Thrombozytopenie Typ II dagegen handelt es sich um eine seltene aber schwer wiegende Komplikation. Fünf bis 20 Tage nach Beginn einer erstmaligen Heparinbehandlung kommt es zu einem Abfall der Plättchenzahl um mehr als 50% des Ausgangswertes bzw. auf weniger als 100000/l. Klinisch imponieren fulminante venöse und arterielle thrombotische Komplikationen. Die Häufigkeit dieser Erkrankung beträgt etwa 1-3%. Da Heparin die Thrombozyten mit steigendem Molekulargewicht stärker aktiviert ist das Risiko unter niedermolekularen Heparinen deutlich geringer. Klinischer Verlauf dramatisch Das Krankheitsbild verläuft meist dramatisch. Im Vordergrund steht die klinische Diagnose. Zur Sicherung der Diagnose sollten die Heparinantikörper bestimmt werden. Eine entzündliche Reaktion an der Heparininjektionsstelle sollte den Verdacht auf eine heparininduzierte Thrombozytopenie Typ II lenken. Bei jedem entsprechenden Verdacht muss Heparin abgesetzt werden - dann steigt die Thrombozytenzahl innerhalb von fünf bis sieben Tagen wieder auf Normalwerte. Auf niedermolekulares Heparin umzustellen ist nicht sinnvoll da die meisten Patienten eine Kreuzreaktion entwickelt haben. Als Ersatz bieten sich Hirudinpräparate wie z. B. Desirudin (Revasc(r) Refluidin(r)) an. Thrombozytenkontrolle - wie oft? Die heparininduzierte Thrombozytopenie Typ II geht mit einer Letalität von etwa 20% und einer zusätzlichen Morbidität (Amputation Myokardinfarkt Schlaganfall Lungenembolie) von weiteren 20% einher. Deshalb sollten bei Patienten die erstmals Heparin erhalten die Thrombozyten vor Beginn der Heparingabe und ab dem fünften Tag nach Behandlungsbeginn dreimal pro Woche kontrolliert werden. Patienten die bereits früher mit Heparin behandelt wurden müssen mit Beginn der neuen Heparintherapie dreimal wöchentlich kontrolliert werden. ab
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