Neue Herzklappe: zielgenau antikoagulieren Thrombose-ABC Folge 10: Herzklappenprothese |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 4/ 2000; S. 42/ 062; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dr. med. Peter Stiefelhagen Chefarzt der inneren Abteilung DRK-Krankenhaus Westerwald Hachenburg Für Patienten mit mechanischen Herzklappenprothesen besteht die zwingende Indikation für eine lebenslange Antikoagulation: Welchen INR-Wert soll der Arzt anstreben und was ist vor einer Operation zu beachten? Die Implantation einer künstlichen Herzklappe ist mit einer Reihe von Risiken verbunden. So besteht unabhängig vom Klappentyp ein erhöhtes Infektionsrisiko mit zwingend erforderlicher antibiotischer Endokarditisprophylaxe bei Infekten oder operativen Eingriffen. Patienten mit mechanischen Herzklappenprothesen tragen darüber hinaus ein besonders hohes Thromboembolierisiko. Dies erklärt die absolute Indikation zur lebenslangen Antikoagulation. Bioprothesen sind dagegen nicht thrombogen sodass hier eine Antikoagulation nur innerhalb der ersten drei Monate postoperativ bis zum Abschluss der Endothelialisierung erforderlich ist. Der Nachteil der Bioprothesen ist ihre begrenzte Haltbarkeit. Degenerative Veränderungen machen häufig nach 10-15 Jahren einen erneuten Klappenersatz erforderlich sodass sie nur bei Frauen mit Kinderwunsch und ab den 65. Lebensjahr vertretbar sind. Risiko bei Vorhofflimmern Viele Patienten mit Herzklappenfehlern entwickeln chronisches Vorhofflimmern. Persistiert dieses nach Herzklappenersatz besteht unabhängig vom Klappentyp die Notwendigkeit einer dauerhaften Antikoagulation. Ist jedoch die medikamentöse oder elektrische Kardioversion erfolgreich kann die Antikoagulation bei Bioprothesenträgern mit stabilem Sinusrhythmus nach vier bis sechs Wochen abgesetzt werden. Ist wegen Nebenwirkungen bzw. Kontraindikationen keine dauerhafte Antikoagulation mit Marcumar möglich kann auch niedermolekulares Heparin verwendet werden. Der empfohlene INR-Zielwert liegt zwischen 2 5 und 3 5. Allerdings wird bei mechanischen Klappenprothesen der ersten Generation (Starr-Edwards- bzw. Björg-Shiley-Prothesen) weiterhin ein INR von 3-4 5 empfohlen. Bei neueren Klappen in Aortenposition sollte der INR auf 2 5-3 0 in Mitralposition wegen des grundsätzlich erhöhten Thromboembolierisikos dagegen auf 3-3 5 eingestellt werden. Antikoagulation vor operativen Eingriffen Bei zahnärztlichen Eingriffen ist zur Vermeidung stärkerer Blutungen ein INR von 2-2 5 ausreichend. Dies kann durch Absetzen der Antikoagulanzien einen bis drei Tage vor dem Eingriff erreicht werden. Die Antikoagulation kann meist am Abend nach der Zahnextraktion wieder aufgenommen werden eine Heparinisierung ist normalerweise nicht erforderlich. Bei chirurgischen Eingriffen muss ein INR von unter 1 5 erreicht werden. Dazu muss die Marcumarisierung bereits eine Woche präoperativ abgesetzt werden. ... ab
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