Auf dem Weg in eine schizophrene Psychose? Kasuistik eines Patienten mit Verdacht auf ein Prodrom |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 9/ 2000; S. 32/ 174 - 33/ 175; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dipl. Psych. F. Schultze-Lutter Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln Früherkennung und -behandlung psychotischer Störungen ist möglich: Die folgende Kasuistik zeigt wie ein vielschichtiges und inhomogenes Beschwerdebild als Prodrom richtig eingeschätzt und so das Vollbild einer Psychose verhindert wurde. Das Früh-Erkennungs- und Therapie-Zentrum für psychiatrische Krisen (FETZ) arbeitet auf der Grundlage der Erkenntnis dass schizophrenen Psychosen jahrelange Prodromi vorausgehen. Es wurde als erstes deutsches Zentrum seiner Art im Herbst 1998 an der Kölner Psychiatrischen Universitätsklinik eröffnet. Seine Besonderheit ist die Berücksichtigung der vom Patienten wahrgenommenen Beschwerden sog. Basissymptome (BS) wie sie die Bonner Skala für die Beurteilung von Basissymptomen - BSABS [1] erfasst. Die Arbeit des FETZ wird anhand einer Kasuistik exemplarisch dargestellt. Anamnese Ein 18-jähriger Mann stellte sich im Oktober 1998 im FETZ vor. Im Erstkontakt wurden spontan Antriebsschwäche misstrauisch ängstlich depressive Verstimmung innere Unruhe Eigenbeziehungstendenzen sozialer Rückzug Konzentrations- und Schlafstörungen beklagt was bereits zur Arbeitsunfähigkeit geführt hatte. Nach fraglichen Geburtskomplikationen sowie einer familiären Belastung für Psychosen zeigten sich bereits im Kindergarten Probleme im sozialen Kontakt und der Impulskontrolle; eine hyperkinetische Störung wurde diskutiert. In der Schule kamen vermehrt Lern- und Konzentrationsprobleme hinzu bei Überlastung zudem aggressives Verhalten und multiple somatische Beschwerden die im 14. Lebensjahr in eine 3/4-jährige Schulverweigerung mündeten. In dieser Zeit traten erstmals auch kurzzeitige misstrauisch paranoide Ideen auf. Der Patient entwickelte bei eher depressiver Grundstimmung und deutlicher Affektlabilität Interessen- und Antriebslosigkeit mit sozialem Rückzug. Trotz dreimaligen Schulwechsels nahmen die Leistungsdefizite zu. Er verließ 16-jährig ohne Abschluss die Schule begann eine Lehre und besuchte die Berufsschule wo seine Schwierigkeiten fortbestanden. Psychiatrische Befunde Seit dem 16. Lebensjahr befand sich der Patient aufgrund einer leichten Intelligenzminderung mit deutlicher Verhaltensstörung in kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlung. Psychopathologische Tests zeigten sozialen Rückzug mit sozialer Gehemmtheit und introvertiertem Verhalten Somatisierungstendenzen ängstlich depressive Stimmungslage Aufmerksamkeits- und Denkstörungen sowie erhöhte Erregbarkeit bei selbsterlebter Überbeanspruchung. Nachdem wegen wachsender Beschwerden die Ausbildung unterbrochen werden musste erfolgte die Vorstellung im FETZ. ... ab
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