Alterssicherung und Kapitaldeckung |
Journal/Book: Deutsche Rentenversicherung 9/2000 S.578-596. 2000;
Abstract: Wolfgang Scholz International Labour Office Genf Zusammenfassung Der folgende Aufsatz befasst sich damit ob durch die Ansammlung von Wertpapierfonds und ihre spätere Auflösung das weltweite Problem der Alterung von Gesellschaften ökonomisch ausgehebelt werden kann. Zunächst werden einige makro-ökonomische Argumente rekapituliert die dagegen sprechen. Es wird daran erinnert dass kapitalfundierte Alterssicherungssysteme ein höheres zur Umverteilung zur Verfügung stehendes Volkseinkommen erzeugen können falls sie zu zusätzlicher Realkapitalakkumulation und zu höherem gesamtwirtschaftlichen Wachstum führen. Aber auch unter dieser Voraussetzung ist nicht auszuschließen dass die Liquidierung der dann umso höheren Fonds zu einem Preisverfall am Kapitalmarkt führen und so selbst zur Ursache verminderten Alterseinkommens werden kann. Dies wäre insbesondere dann zu erwarten wenn das für die Altersvorsorge angesammelte Kapitalvolumen in Relation zur Absorptionsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft zwischen zwei qualitativ näher definierten Unter- bzw. Obergrenzen liegt und personell gleichmäßig verteilt ist. Falls das Alterssicherungskapital außerhalb dieser Grenzen liegt sind (aus an beiden Grenzen unterschiedlichen Gründen) Kapitalmarktfriktionen nicht zu erwarten. Das Überspringen der Obergrenze ist in Deutschland nicht zu erwarten. Ein überraschendes Nebenergebnis ist dass die gegenwärtige Konzentration des gesamtwirtschaftlichen Kapitalstocks in relativ wenigen Händen einen Verfall von Vermögenswerten verhindern kann. Generell wird die These aufgestellt dass alternde Gesellschaften für die Zukunft umso mehr einen solchen Preisverfall provozieren je mehr sie auf Kapitalmarktfundierung von Alterssicherungssystemen und gleichmäßige Streuung von Kapitalbesitz setzen. Damit ergibt sich als Schlussfolgerung dass maßvolle Schritte zu mehr Eigenvorsorge nicht schädlich sind - besonders wenn sie sich auf bislang benachteiligte gesellschaftliche Gruppen konzentrieren. Massive Schritte zu mehr Kapitalbildung für Alterssicherungszwecke könnten sich hingegen als Boumerang erweisen. Wer zu sehr auf Kapitalfundierung setzt kämpft an der falschen Front und beschwört dadurch neue wirtschaftliche Probleme die die ursprünglich beabsichtigten positiven Wirkungen konterkarieren können. Einen Ausweg aus dem absehbaren finanziellen Alterungsproblem von Gesellschaften bietet allein eine ausreichende Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Sie ließe sich auch konsistent mit mehr Kapitalbildung vereinbaren da das Liquidierungsproblem mit späterem Renteneintritt entschärft würde. wt
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