Alterssicherung in Deutschland an der Jahrtausendwende - Konzeptionen Maßnahmen und Wirkungen - |
Journal/Book: Deutsche Rentenversicherung 1-2/2000 S. 50-71. 2000;
Abstract: Prof. Dr. Winfried Schmähl Zentrum für Sozialpolitik Wirtschaftswissenschaftliche Abteilung Universität Bremen Bremen Zusammenfassung Es ist zu erwarten dass am Beginn des neuen Jahrhunderts wichtige Weichenstellungen für die Alterssicherung in Deutschland erfolgen werden. Dabei ist allerdings davon auszugehen dass die gesetzliche Rentenversicherung auch in nächster Zukunft die quantitativ bedeutendste Rolle sowohl für das Einkommen im Alter für viele Menschen als auch im Alterssicherungssystem allgemein behalten wird. Angestrebt wird jedoch eine Gewichtsverlagerung von umlagefinanzierter Rentenversicherung zu mehr kapitalfundierter Zusatz-Alterssicherung. Dafür können unterschiedliche Wege eingeschlagen werden die auch höchst unterschiedliche Wirkungen mit sich bringen. Der Beitrag beginnt mit einer Darstellung wichtiger Optionen für die Gestaltung der verschiedenen Schichten eines Alterssicherungssystems und den damit verbundenen ordnungspolitischen Fragen. Insbesondere für die erste Schicht der umlagefinanzierten Alterssicherung (speziell die gesetzliche Rentenversicherung) ist zu entscheiden ob hier Vorsorge oder Versorgung dominieren soll. Für eine am Vorsorgekonzept orientierte Reformstrategie sprechen ökonomische und politische Gründe. Dargestellt wird aber dass dann Senkungen des "Rentenniveaus" nur sehr begrenzt möglich sind. Dabei ist zu beachten in welchem Ausmaß aufgrund sich ändernder Erwerbsbiographien und Veränderungen im Leistungsrecht Rentenansprüche in Zukunft erworben werden können. Es wird gezeigt in welchem Ausmaß bei unterschiedlichem "Rentenniveau" Rentenansprüche erforderlich sind um zu Renten zu führen die zumindest die Höhe der Sozialhilfeansprüche erreichen. Der Verfasser stellt verschiedene Möglichkeiten zur Diskussion um die Rentenfinanzen von politischen Entscheidungen in anderen Bereichen (insbesondere der Steuerpolitik aber auch der Beitragsgestaltung bei Kranken- und Pflegeversicherung) zu entkoppeln und plädiert für eine Veränderung der Altersgrenze in Zukunft in Abhängigkeit von Entwicklungen der Lebenserwartung. Im Zusammenhang mit der Forderung nach vermehrter Kapitalfundierung wird an einigen Beispielen verdeutlicht welche Auswirkungen für verschiedene Gruppen der Bevölkerung die Einführung einer obligatorischen Zusatzsicherung haben könnte und welche Aspekte im Interesse einer ausgewogenen Diskussion über Umlagefinanzierung und Kapitalfundierung beachtet werden sollten. wt
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