14 Jahre nach Tschernobyl: Schilddrüsenkrebs nimmt zu Dramatische Fehleinschätzung internationaler Experten |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 16/ 2000; S. 353/ 41 - 354/ 42; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Prof. Dr. med. Dr. h. c. E. Langfelder: Strahlenbiologisches Institut der Universität München Die Inzidenz der Schilddrüsenkrebsfälle ist in den Jahren nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl stark angestiegen. Dies macht sich vor allem bei Kindern bemerkbar bei denen diese Erkrankung eigentlich sehr selten vorkommt. In dem am stärksten kontaminierten Gebiet dem Verwaltungsbezirk Gomel in Weißrussland wird nach Schätzungen ein Drittel der Kinder die zum Unglückszeitpunkt jünger als vier Jahre waren im Laufe ihres Lebens an Schilddrüsenkrebs erkranken. In den frühen Morgenstunden des 26. April 1986 ereignete sich die folgenschwerste Katastrophe in der Geschichte der Atomenergie. Ursache des Reaktorunfalls in Tschernobyl war nicht das Versagen technischer Komponenten sondern Fehleinschätzungen und Bedienungsfehler also menschliches Versagen. Inhomogene Verteilung der Strahlenbelastung Durch lokale Regenfälle kam es zu einer sehr inhomogenen Verteilung der Radionuklide. Sogar in 400 km Entfernung zum Tschernobyl-Reaktor mussten im Gebiet Woloschin nordwestlich von Minsk Teile der Bevölkerung evakuiert werden während weite Gebiete dazwischen in geringerem Maße kontaminiert wurden als einige Gebiete in Bayern. In der ersten Zeit nach einem kerntechnischen Unfall wird die Höhe der Strahlenbelastung durch die Radioisotope des Jod mit dem Leitnuklid I-131 (Halbwertszeit 8 04 d) dominiert. Studienergebnisse durch histologische Befunde widerlegt Ende 1990 war in Belarus die Inzidenz für Schilddrüsenkrebs bei Kindern (neue Erkrankungsfälle im Jahre 1990) gegenüber dem 10-Jahres-Mittelwert der Zeit vor 1986 (sieben Fälle in zehn Jahren) bereits mehr als 30fach erhöht. Im Jahre 1990 hat die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) - die unter dem Dach der UNO agierende Leitstelle der Gemeinschaft von Staaten mit Atomenergienutzung - mit ausgewählten Wissenschaftlern eine Studie zur Untersuchung der Tschernobylfolgen durchgeführt: das Internationale Tschernobyl-Projekt. Auf einem Weltkongress in Wien verkündete 1991 die IAEA das Ergebnis ihrer Untersuchungen: "Es gab keine Gesundheitsstörungen die direkt einer Strahlenbelastung zugeordnet werden konnten" [4]. Die Aussagen der Experten der IAEA standen damit im Widerspruch zu den Feststellungen der ukrainischen und weißrussischen Ärzte und Pathologen die bis dahin schon bei vielen Kindern Schilddrüsenkrebs operiert und die histologische Typisierung durchgeführt hatten. ... ab
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