Alte Mythen verhindern die Therapie Gedächtnisstörungen sind nicht Ausdruck "normaler" Senilität |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 25/ 2000; S. 545/ 35 - 546/ 36; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dr. med. H. U. Kötter Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München Mit über einer Million Betroffenen ist die Alzheimer-Demenz eine der häufigsten und medizinisch wie sozioökonomisch schwerwiegendsten Erkrankungen. Dieser Beitrag ist ein Plädoyer dafür diese Volkskrankheit zu enttabuisieren und die vorhandenen frühdiagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten intensiver zu nutzen. Man hat mir vor kurzem gesagt dass ich einer von Millionen Amerikanern mit der Alzheimer'schen Krankheit bin. Nancy und ich mussten entscheiden ob wir als private Bürger die Sache für uns behalten oder bekannt machen würden. Wir hatten das Gefühl dass es wichtig sei die Nachricht öffentlich mitzuteilen." (Brief des ehem. US-Präsidenten Ronald Reagan an sein Volk) Die Alzheimer-Demenz (AD) ist mit ca. 70% die bei weitem häufigste demenzielle Erkrankung. In Deutschland leiden etwa 1 bis 1 5 Millionen ältere Menschen an einer leichten bis schweren Demenz [1 13]. Durch die zunehmende Lebenserwartung und Alterung der geburtenstarken Jahrgänge wird in den nächsten 20 Jahren eine Zunahme auf über zwei Millionen Betroffene in Deutschland erwartet. Die Lebenserwartung der Erkrankten ist drastisch verkürzt und resultiert aus dem Kompetenzverlust der Multimorbidität und dem Verfall der körperlichen Leistungsfähigkeit. Sie wird bei den 65- bis 80-Jährigen zum Manifestationsbeginn mit ersten Zeichen kognitiver Beeinträchtigung auf sieben bis acht Jahre geschätzt und zum Zeitpunkt der klinischen Demenzdiagnose im fortgeschrittenen "mittleren Demenzstadium" auf vier Jahre [5]. Mehr als zwei Drittel der Erkrankten werden im Krankheitsverlauf zu stationären Pflegefällen. Derzeit entfallen etwa 50 bis 80% [2] der Plätze stationärer Pflegeeinrichtungen und bis zu 30% aller Altenheimplätze auf Demenzkranke. Dazu kommt dass bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium internistische Grunderkrankungen häufig nicht mit der gleichen Sorgfalt diagnostiziert und behandelt werden weil diese Patienten ihre körperlichen Probleme und Schmerzen nicht mehr artikulieren können [9]. Doch nicht nur sie leiden unter dem zunehmend fortschreitenden Verlust ihrer Merkfähigkeit ihrer kognitiven Fähigkeiten und Kompetenzen. Auch Millionen betroffener Familienmitglieder und die im Umfeld der Patienten lebenden Menschen müssen miterleben wie ihre geliebten und vertrauten Angehörigen zunehmend geistig verfallen und ihre Persönlichkeit verlieren. ... ab
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