Alzheimer-Demenz Schenken Sie Ihrem Patienten noch ein wenig Lebensqualität! |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 25/ 2000; S. 539/ 29; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dr. med. H. Hampel Psychiatrische Klinik und Poliklinik Klinikum Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München An der Alzheimer-Demenz (AD) leiden in Deutschland derzeit etwa 1 Million Menschen. Rechnet man Patienten mit leichten Stadien dazu vergrößert sich diese Zahl noch deutlich. Die Erkrankung beginnt mit kognitiven Störungen und mündet innerhalb weniger Jahre in einem vollständigen Verlust alltäglicher Kompetenzen und dem Zerfall der Urteilsfähigkeit und Persönlichkeit. Soziodemographische Schätzungen prognostizieren in den nächsten 20 bis 40 Jahren eine Zunahme auf über zwei Millionen. Damit hat die Alzheimer Demenz das Ausmaß einer Volkskrankheit erreicht. Trotz dieser Situation und obwohl inzwischen klare Richtlinien für die sichere Diagnose und wirksame Behandlung vorliegen (s. Beitrag Frölich ab S. 30) wird die Erkrankung in der breiten Ärzteschaft und in der Bevölkerung weiterhin stigmatisiert und tabuisiert. Grund hierfür sind eine Reihe von "Mythen" - vorgeprägte Wahrnehmungsmuster die sich u. a. aus der medizinhistorischen Wandlung des Krankheitsbegriffs der Demenz erklären lassen und mit den Ängsten zu tun haben die diese Krankheit bei den Menschen auslöst (s. Beitrag Kötter ab S. 35). Lange Zeit wurde die Alzheimer Demenz und das Gebiet der demenziellen Erkrankungen in der medizinischen Ausbildung nur am Rande behandelt. Dies verstärkt die Neigung vieler Ärzte zu einer verengten und verzerrten Wahrnehmung und Beurteilung der Symptome. Es kursieren immer noch so unscharfe und verschleiernde Bezeichnungen wie "zerebrovaskuläre Insuffizienz" Hirnleistungsstörung oder "psychoorganisches Hirnsyndrom" - Worthülsen die den Patienten einerseits stigmatisieren und andererseits eine spezifische diagnostische Abklärung und wirksame Behandlung verhindern. Tatsächlich werden Demenzkranke und insbesondere die Alzheimer-Patienten nur selten diagnostiziert und noch seltener behandelt obwohl inzwischen spezifisch wirksame Therapiemöglichkeiten vorhanden sind. Für die "Befreiung" der Demenzkranken aus dem Korsett der Stigmatisierung ist es von größter Bedeutung mithilfe einer tieferen Beleuchtung des Demenzbegriffs das fatale derzeitige Paradigma zu durchschauen und die daraus konstruierten "Mythen" zu entschleiern. ab
© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – Impressum – Datenschutzerklärung