Hoffnung für Demenzkranke Neue Methoden zur Frühdiagnose könnten die Therapie bald noch effizienter machen

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 16/ 2000; S. 337/ 25; (142 Jg.). 2000;

Abstract: Dr. med. H. Hampel Psychiatrische Klinik und Poliklinik Klinikum Innenstadt des Ludwig-Maximilians-Universität München Neben der Alzheimer-Demenz gibt es wohl kaum eine andere Erkrankung deren molekulare zelluläre und genetische Mechanismen so gut verstanden sind. Gerade bei diesem Krankheitsbild haben zahlreiche hochkarätige Forscher mit ihrer Grundlagenforschung einen wesentlichen Beitrag geleistet um die komplexe Ätiopathogenese weiter aufzuklären. Insbesondere die Erkenntnisse der letzten Jahre in den Bereichen der Biochemie und Molekulargenetik konnten einen weltweiten "Aufbruch" einleiten dessen Ausmaß und Dynamik die Wissenschaft nach wie vor in Atem hält. Für die Praxis erwachsen hieraus aussichtsreiche Ansätze in Bezug auf Frühdiagnostik und Pharmakotherapie. Die moderne computergestützte Strukturelle und funktionelle Bildgebung des Gehirns die sensitiven "Erkennungssonden" aus der Neuropsychologie sowie die Fortschritte in der Erforschung und Etablierung biologischer Marker im Liquor präsentieren hier potenzielle diagnostische Hilfestellungen für die frühe klinische und sogar präklinische Diagnostik Differenzialdiagnostik Verlaufsbeobachtung Therapieevaluation und Prädiktion von Demenzerkrankungen. Falls es zukünftig gelingt mit diesen Methoden die erhoffte diagnostische Treffsicherheit zuverlässig unter Beweis zu stellen gleichzeitig aber auch dem Anspruch nach kostengünstiger möglichst unkomplizierter Handhabung und Durchführung zu entsprechen werden äußerst effektive Hilfsinstrumente zur Verfügung stehen. Sie könnten es ermöglichen Patienten mit einer beginnenden Alzheimer-Demenz maximal früh zu identifizieren komplizierte Syndrome präzise diagnostisch zuzuordnen und nicht zuletzt die z. T. aufwendige und kostspielige Ausschlussdiagnostik zu umgehen. Damit können Demenzpatienten frühzeitig von der bereits jetzt verfügbaren spezifischen und effektiven Therapie profitieren. Um dieses Potenzial wirklich ausnutzen zu können muss jedoch die Bedeutsamkeit der Demenzerkrankungen und insbesondere der Alzheimer-Demenz in ihrer ganzen Tragweite von uns allen deutlich erkannt werden. Dazu gehören neben ihren medizinischen auch die sozialen ökonomischen und juristischen Aspekte. Damit darüber hinaus die drohende Gefahr einer "Technokratisierung" vermieden wird muss das Mitgefühl für die Betroffenen und ihre Angehörigen wieder entwickelt und das verborgene und "stumme" menschliche Leid wahrgenommen werden. Insbesondere die Ärzteschaft ist aufgerufen sich den Demenzpatienten sorgfältig und mit hohem Engagement zuzuwenden. ab

Zurück | Weiter