Neue Antidepressiva Mehr Indikationen weniger Nebenwirkungen |
Journal/Book: MMW-Fortschr.Med. 2000; Nr. 49-50 (142 Jg.): S. 940. 2000;
Abstract: Prof. Dr. med. W. Greil Ärztlicher Direktor Psychiatrische Privatklinik Sanatorium Kilchberg Zürich/Schweiz Die Abkürzungen neuerer Antidepressiva-Substanzklassen - SSRI SNRI NaSSA DSA RIMA NARI und DopRl - zeigen dass sich das Arsenal der verfügbaren antidepressiven Medikamente erheblich erweitert hat. Das wesentliche Ziel ein Medikament mit rascherem Wirkeintritt und generell höherer Wirkstärke zu finden ist aber noch nicht erreicht worden (s. Beitrag Prof. Neumeister ab S. 28). Ein wichtiger Fortschritt ist die bessere subjektive Verträglichkeit der neueren Antidepressiva. Störende unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) die bei den klassischen trizyklischen Antidepressiva die Akzeptanz erschwert haben wie Mundtrockenheit Obstipation und Sedierung sind zurückgedrängt worden. Schwer wiegende UAW scheinen aber bei den neueren Medikamenten in gleicher Häufigkeit vorzukommen wie bei den Trizyklika. Es stehen jetzt nicht mehr Delirien und Krampfanfälle im Vordergrund sondern das Serotoninsyndrom und die Hyponatriämie. Dies zeigen die Befunde des AMSP des Projekts "Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie" welches in Deutschland und in der Schweiz durchgeführt wird (s. Beitrag Degner ab S. 35). Die hohe Akzeptanz der neueren Antidepressiva und deren z. T. sehr selektive pharmakologische Wirkungen ermöglichen eine Indikationsausweitung weit über die Depression hinaus. Bei der Panikstörung und der Zwangsstörung sind die Medikamente schon breit eingeführt. Frau Dr. Hochstrasser aus Meiringen/ Schweiz berichtet zusätzlich über die Indikationen prämenstruelles Syndrom soziale Phobie und posttraumatische Belastungsstörung (ab S. 41). Die Indikationen umfassen nun Bereiche die lange Zeit unter dem Begriff Neurose die Domäne der Psychotherapie gewesen sind. Es geht nicht darum bei den verschiedenen Formen von Angst- und Zwangsstörungen nun Psychotherapie durch Medikamente zu ersetzen - sozusagen in Umkehr des Mottos "Therapie statt Pille". ... hf
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