Hochdruckrisiko wird oft falsch eingeschätzt Praxismessung allein reicht nicht |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 33-34/ 2000; S. 629/ 27; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Prof. Dr. med. l. W. Franz Arzt für Innere Medizin Kardiologie Sportmedizin Rehabilitationswesen; Reha-Klinik Wehrawald der BfA Das kardiovaskuläre Risiko steigt nahezu linear mit dem systolischen und diastolischen Blutdruck an. Dem war schon das Joint National Committee nachgekommen indem es den Normalbereich des Blutdrucks neu definierte und eine vereinfachte Hypertonieklassifikation vorschlug. Dieser Vorschlag ist von der WHO und der International Society of Hypertension mit leichten Veränderungen übernommen worden. Der normale Bereich des Blutdrucks wird jetzt in optimal < 120/80 mmHg normal < 130/85 mmHg und noch normal 130-139/80-89 mmHg eingeteilt. Hiermit kommt klar zum Ausdruck dass bereits im Bereich des normalen Blutdrucks ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko besteht und ein Schwellenwert nach dem AIles-oder-Nichts-Gesetz nicht existiert. Die Einteilung der arteriellen Hypertonie in drei Schweregrade (Grad I 140- 159/90-99 mmHg; Grad II 160-179/ 100-109 mmHg; Grad III > 180/110 mmHg) wurde neu gestaltet. Diese Einteilung des Blutdrucks mag ein wenig arbiträr erscheinen weil die Höhe des gemessenen Blutdrucks durch situative Einflüsse stark schwanken und durch Messfehler beeinflusst werden kann. Gerade deshalb muss es unser Ziel sein den individuellen Blutdruck eines Patienten möglichst exakt zu erfassen um sein persönliches Risiko einschätzen zu können und ggf. eine antihypertensive Behandlung einzuleiten. Die neue Klassifikation des Blutdrucks basiert auf der indirekten Messung durch den Arzt (Gelegenheitsmessung oder Praxismessung) die auch heute noch das wesentliche Verfahren zur Diagnostik einer arteriellen Hypertonie darstellt. Wie wir leider wissen kann durch alleinige Anwendung dieses Messverfahrens das individuelle Risiko eines Patienten deutlich unter- aber auch überschätzt werden - ein Problem dem auch durch wiederholte Messungen an verschiedenen Tagen unter genau definierten Bedingungen und unter Einhaltung einer korrekten Messtechnik nicht begegnet werden kann. Deshalb haben sich die Erfassung des Blutdrucks unter häuslichen Bedingungen (Selbstmessung während der Aktivitäten des Tages und im Nachtschlaf ambulante 24-h-Blutdruckmessung ABDM) und die Messung während ergometrischer Leistungen zu wichtigen ergänzenden Verfahren entwickelt. Es wäre daher wünschenswert dass die Gelegenheitsmessung zumindest durch eines dieser zusätzlichen Verfahren ergänzt wird. ab
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