Rote Karte für Chelattherapie Komplementärmedizinische Verfahren Teil 1 |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 18/ 2000; S. 385/ 39; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Prof. E. Ernst; MD PhD FRCP (Edin) Department of Complementary Medicine School of postgraduate Medicine and Health Sciences University of Exeter; UK Als schulmedizinisch akzeptierte Behandlungsmethode bei Schwermetallvergiftungen wird die Chelattherapie in der Komplementärmedizin nun bei arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen propagiert. Ob Sie den enthusiastischen Befürwortern oder den Gegnern bei dieser Indikation glauben sollten lesen Sie in folgendem Beitrag. Bei der Chelattherapie handelt es sich um eine relativ neue Ergänzung der Komplementärmedizin (KM). In den 50er-Jahren erschienen erste Fallberichte die aufzeigten dass Patienten mit vaskulären Erkrankungen von einer Chelattherapie zu profitieren schienen. Derartige anekdotische Berichte werden von ihren Befürwortern zu Hauf vorgelegt [1]. Kontrollierte Studien sind hier aber Mangelware. Prinzip Bei der Chelattherapie wird EDTA per infusionem i. v. verabreicht. Meist werden Mineralien Vitamine und Spurenelemente gleichzeitig appliziert. Die Vorstellung war ursprünglich dass Kalzium aus den Gefäßen extrahiert wird was Gefäßstenosen günstig beeinflussen sollte. Diese Theorien wurden inzwischen als unhaltbar erkannt. Neue hypothetische Wirkungsmechanismen beziehen sich auf die angebliche Potenz von EDTA als Radikalenfänger Antioxidanz oder Hämorheologikum. Keine der Theorien hat bisher einer kritischen Überprüfung standgehalten. Klinische Wirksamkeit Periphere arterielle Verschlusskrankheit Zur Chelattherapie bei der peripheren Verschlusskrankheit existieren vier randomisierte klinische Studien die kürzlich in einer systematischen Review zusammengefasst wurden [2]. Die Daten sprechen in ihrer Gesamtheit nicht für die Wirksamkeit der Chelattherapie bei dieser Indikation. Koronare Herzerkrankung Zur KHK ist eine Vielzahl von unkontrollierten Studien und anekdotischen Fallberichten publiziert worden [3]. Dagegen existieren nur zwei kontrollierte Studien. Das Gesamtmaterial aller klinischen Studien wurde ebenfalls in einer systematischen Review zusammengefasst [3]. Während die unkontrollierten Daten mehrheitlich positive Effekte implizieren zeigen die beiden kontrollierten Studien keine Wirksamkeit bei der KHK. Die von Chelattherapeuten geäußerte Behauptung dass Chelattherapie eine Alternative zur Bypasschirurgie darstelle ist vor diesem Hintergrund nicht haltbar. Weitere Indikationen Befürworter empfehlen die Chelattherapie ferner für ein breites Spektrum von Indikationen: Schlaganfallprävention Arthritis Hör- oder Sehverlust Gedächtnisschwäche Katarakt Diabetes mellitus Emphysem Gallensteine Hypertonie Osteoporose Parkinsonismus Nierenerkrankungen. Für keine liegen akzeptable Belege der klinischen Wirksamkeit vor. ... ab
© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – Impressum – Datenschutzerklärung