Der zervikogene Kopfschmerz Schmerztherapie Teil 4 |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 10 S. 121/33-36/124. 1999;
Abstract: Dr. med. G. Wekerle Neurologische Klinik und Poliklinik Klinikum Großhadern Marchioninistr. 15 81377 München Sehr viel seltener als immer wieder "diagnostiziert" wird ist an Kopfschmerzen die Halswirbelsäule schuld. Sorgfältige Anamnese und klinische Untersuchung sind die Voraussetzung tatsächlich zervikogenen Schmerz zu erkennen und gezielt zu behandeln. Die Diagnose eines "zervikalen" Kopfschmerzes wird allein aufgrund der Schmerzlokalisation am Hinterkopf und im Nacken zu häufig und zu Unrecht gestellt. Der zervikogene Kopfschmerz im engeren Sinn hingegen - streng einseitig seitenkonstant und nach frontoorbital oder frontotemporal ausstrahlend - gehört mit ca. 4-5% zu den eher selteneren Kopfschmerzformen und wird nur selten korrekt diagnostiziert. Frauen scheinen etwas häufiger betroffen zu sein. Spezifische Auslöser werden in der Regel nicht genannt; in ca. 8% aller Beschleunigungsverletzungen der HWS kommt es zumindest vorübergehend zu einem zervikogenen Kopfschmerz [2]. Das ist typisch für zervikogenen Kopfschmerz Sjaastad et al. haben 1990 diagnostische Kriterien des zervikogenen Kopfschmerzes publiziert und diese 1998 ergänzt [6 7] (s. Tabelle S. 123) (o. Tab.). Er ist definiert als einseitiger und seitenkonstanter Kopfschmerz. Es kann sich um Dauerkopfschmerz meist fluktuierender Intensität oder um einen Attackenkopfschmerz handeln. Einzelne Attacken können Stunden oder Tage bis Wochen anhalten. Die Schmerzqualität wird als dumpf ziehend stechend oder bohrend nicht pulsierend beschrieben. Essentiell sind Symptome im Hals-Nacken-Bereich wie eine Einschränkung der passiven oder aktiven Beweglichkeit und eine mechanische Auslösbarkeit oder Verstärkung der Schmerzen durch HWS-Bewegungen oder durch Druck auf definierte Triggerpunkte (paravertebral über dem Austritt der C2-Wurzel). Vegetative Begleitsymptome wie Übelkeit Erbrechen Licht- und Lärmempfindlichkeit können vorliegen sind jedoch weniger stark ausgeprägt als bei Migräne. Weitere fakultative Begleitsymptome sind Schwindel und Benommenheit Verschwommensehen Schulter- oder Armschmerzen ohne radikuläres Verteilungsmuster oder Schluckbeschwerden bzw. ein Kloßgefühl im Hals. Bei konsequenter Anwendung der Kriterien nach Sjaastad [6 7] ist für den kopfschmerzerfahrenen Arzt eine differentialdiagnostische Abgrenzung gegenüber anderen Hemikranien im klinischen Alltag mit ausreichender Sicherheit möglich. ... ___MH
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