Fallstricke in der Diagnostik reaktiver Arthritiden Die falschen Rheumatiker |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 6 S.14-16. 1999;
Abstract: Dr. med. Ulrike Wepner Vorsicht Falle: Infektbedingte Arthritiden sind in der Praxis nicht immer leicht zu fassen. So manche harmlose Gelenkentzündung nach Ringelröteln läuft als Frühstadium einer chronischen Polyarthritis unspezifischer Gelenkschmerz aufgrund unkritischer Beurteilung serologischer Befunde als Lyme-Arthritis. Ausgewiesene Arthritis-Experten haben aus dem diagnostischen (und therapeutischen) Nähkästchen der reaktiven Arthritiden geplaudert*. *31. Fortbildungstagung "Aktuelle Rheumaprobleme: Erreger-assoziierte Arthriden - Stand des Wissens 1998" München 1998. Infektbedingte reaktive Arthritiden gehen auf das Konto einer immunologischen Reaktion vor allem nach Infektionen mit darmpathogenen Bakterien wie Salmonellen Yersinien Shigellen oder Campylobacter bzw. dem Urethritis-Keim Chlamydia trachomatis. In der Ätiopathogenese spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle betonte Elisabeth Märker-Hermann Medizinische Universitätsklinik Mainz HLA-B27 ist nur einer davon. Ob die lokale bakterielle Infektion folgenlos ausheilt zu einer akuten reaktiven Arthritis führt oder letztendlich in eine chronische Spondarthritis mündet hängt ganz entscheidend vom Vorhandensein prädisponierender und krankheitsunterhaltender bzw. protektiver Gene ab. Entzündete Gelenke durch Hackepeter. Dem gelenkschädigenden Potential von Yersinien war der Münchner Mikrobiologe J. Heesemann auf der Spur. Besonders verbreitet ist der Enteritis-Keim in Gegenden wo viel frisches Schweinefleisch in Form von Hackepeter gegessen wird. Viel spricht dafür daß es sich bei der durch Yersinien ausgelösten reaktiven Entzündung um eine Immunkomplex-Arthritis handelt. So gelingt im Gelenk lange Zeit der Nachweis von Yersinien-Antigenen. Zusätzlich sorgen in Lymphknoten persistierende lebende Yersinien immer wieder für Antigen-Nachschub und unterhalten eine folgenschwere chronische Entzündungsreaktion. Das wäre dann durchaus ein Fall für Antibiotika beispielsweise Chinolone. Chlamydien als Haupttäter. In Mitteleuropa sind Chlamydien für etwa 50% der reaktiven Arthritiden verantwortlich. Im allgemeinen beginnt die Misere mit einem urogenitalen Infekt; eine Proktitis kommt ebenfalls als Auslöser in Frage. Gelegentlich gelingt es sogar bei Arthritis-Patienten Chlamydien im Rachenabstrich nachzuweisen. Im allgemeinen gehen die Gelenkprobleme auf das Konto von Chlamydia trachomatis. Aber auch nach Chlamydia-pneumoniae-Infektion also via Atemwege kann sich eine reaktive Arthritis entwickeln hob K. Krüger München hervor. In einzelnen Fällen ist sogar Chlamydia psittaci der Erreger der Ornithose nachgewiesen worden. ... ___MH
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