Wie gefährlich ist die Pille wirklich? Thrombose-ABC Folge A: Antikonzeptiva |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 33/ 1999; S. 46/ 500; (141 Jg.). 1999;
Abstract: Dr. med. Stiefelhagen Peter; Hachenburg Thrombosen und thromboembolische Komplikationen sind für den Hausarzt eine alltägliche Herausforderung. Wichtig ist die Risikoabschätzung im Einzelfall um eine effektive Prophylaxe durchführen zu können. Intensiv und teilweise kontrovers wird seit vielen Jahren über das Thromboserisiko unter Antikonzeptiva diskutiert. Heute vorliegende Studienergebnisse erlauben eine zuverlässige Risikoabschätzung. So gilt als unbestritten daß das relative Risiko einer tiefen Beinvenenthrombose bei Einnahme oraler Kontrazeptiva signifikant größer ist als ohne. Besonders gefährdet sind Frauen die weitere Risikomerkmale für eine Thrombophilie zeigen. Risiko einer Beinvenenthrombose je nach Östrogendosis erhöht Auch wenn das erhöhte Thromboserisiko unter hormoneller Antikonzeption allgemein akzeptiert ist so ist die Ursache dafür noch nicht im einzelnen geklärt. Zunächst wurde ein ausschließlicher Zusammenhang mit dem Östrogengehalt der Präparate vermutet. Gestagene haben erst in jüngster Zeit starke Aufmerksamkeit erfahren. Entscheidend ist daß orale Antikonzeptiva die Blutkonzentration der Gerinnungsinhibitoren vermindern. In einer Reihe von Studien fand sich eine klare Korrelation zwischen der Östrogendosis einzelner Präparate und den Thromboseereignissen. Bei einer Äthinylöstradioldosis von < 50 µg auf 104 Patientenjahre wurden 4 2 Thromboseereignisse bei Dosen > 50 µg zehn Thrombosen beobachtet. Pillen der dritten Generation mit sehr niedrigem Östrogengehalt dürften mit einer Erhöhung des Thromboserisikos um den Faktor 2 bis 4 einherqehen. Massives Thromboserisiko bei angeborener Thrombophilie. Wenn Frauen mit einer angeborenen verstärkten Gerinnungsneigung die Pille einnehmen erhöht sich das Thromboserisiko um ein Vielfaches. Zu diesen hereditären Thrombophilien gehört der Mangel an Antithrombin III und dem physiologischen Gerinnungsinhibitor Protein C. Gleiches gilt auch für die APC-Resistenz bei der ein genetisch veränderter Faktor V vorliegt. Bei heterozygoten Trägerinnen dieser Faktor-V-Mutation besteht ein zirka 35fach erhöhtes Thromboserisiko unter oralen Antikonzeptiva bei homozygoten Frauen sogar ein zirka 200fach gesteigertes Risiko. Diagnostik erst bei manifester Thrombose erforderlich Trotzdem ist ein generelles Screening auf APC-Resistenz vor Verordnung der Pille unter Nutzen-Kosten-Gesichtspunken nicht gerechtfertigt. Bei Auftreten einer Thrombose insbesondere bei spontanen Thrombosen ist die genetische Diagnostik aber zwingend erforderlich. ... ab
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