Problemlösung in der Praxis Unklares Fieber - ungewöhnliche Ursache |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 17; S. 34/ 226 - 36/ 228. 1999;
Abstract: Berkwits M. Gluckman S.J.: New Engl. J. Med. (Bd. 337 S. 7682-1684). Übersetzt und kommentiert von H.S. Füeßl. Vom Erstbefund zur Diagnose ist häufig ein hürdenreicher Weg zurückzulegen. Anhand eines realen Falles wird in dieser aus dem New England Journal of Medicine übernommenen Serie die Lösung diagnostischer und therapeutischer Probleme exemplarisch demonstriert. Eine 32jährige Frau war bereits vor einem Monat wegen subfebriler Temperaturen und allgemeinem Krankheitsgefühl durchuntersucht worden. Diesmal hatte sie eine Temperatur von 37 9° C; die körperliche Untersuchung wie auch die frühere Anamnese ergaben keine schlüssigen Hinweise. Man teilte ihr mit daß sie wahrscheinlich einen Virusinfekt habe und behandelte symptomatisch. Bereits eine Woche später stellte sie sich mit derselben Symptomatik vor. Wegen einer vor mehreren Jahren durchgemachten Sinusitis vermutete man ein Rezidiv und verordnete eine Woche lang Amoxicillin. Das Fieber blieb aber bestehen. Für eine Virusinfektion spricht außer dem Fieber fast nichts. Eine Sinusitis wird bei Patienten mit Symptomen der oberen Luftwege gerne "diagnostiziert" obgleich diese Symptomatik bei dokumentierten Sinusitiden tatsächlich nur selten vorkommt. Vor sechs Monaten war sie berichtete die Patientin bei einer weiteren Befragung wegen einer unkomplizierten Zystitis antibiotisch behandelt worden. An Medikamenten nahm sie lediglich Paracetamol wegen gelegentlicher Gelenkschmerzen und orale Ovulationshemmer. Es bestanden keine Risikofaktoren für eine HIV-Infektion oder Tuberkulose; Auslandsreisen wurden nicht angegeben. Der Blutdruck war 90/60 mmHg die Körpertemperatur 38 4° C der Puls 112/min. Die übrige körperliche Untersuchung blieb unauffällig. Die Patientin wurde stationär aufgenommen. Die anamnestisch berichteten Gelenkschmerzen lenken die Überlegungen noch am ehesten in eine bestimmte Richtung sind aber natürlich auch unspezifisch. Im Hinblick auf eine HIV-Infektion sollte man sich nicht mehr nur von den bekannten Risikofaktoren leiten lassen. Auch "normale" Sexualkontakte schließen eine Infektionsmöglichkeit ein. Die Hypotonie und Tachykardie beunruhigen mich am meisten. Es könnte sich um Zeichen einer Hypovolämie handeln wenngleich anamnestisch und klinisch keine Hinweise auf Volumenmangel vorliegen. Bei Patienten mit einer chronischen Erkrankung und nicht anderweitig erklärbarer Hypotonie denke ich immer auch an eine Nebennierenrindeninsuffizienz. ab
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