Häufige Ursache der Infertilität Frauen werden immer männlicher |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 4 S.20. 1999;
Abstract: Presseseminar der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie "Defizite in der endokrinologischen Versorgung" München 20.10.1998. Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch sind bei ihrem Gynäkologen nicht unbedingt immer gut beraten. Statt mit kostenintensiven Fertilisierungsbehandlungen würde ihnen nämlich mit einfachen endokrinologischen Tests besser geholfen. Zwischen 30 und 50% der Patientinnen wenden sich mit endokrinologischen Fragen an den Frauenarzt; sie erwarten Hilfe bei Zyklusstörungen und Androgenisierungs-Erscheinungen oder bei Fragen zur Substitution mit Hormonen. Hinzu kommen Themen wie mögliche Auswirkungen der Langzeit-Hormon-Substitution auf das Mammakarzinom-Risiko oder das erhöhte Thromboserisiko unter oralen Kontrazeptiva der dritten Generation. Fachwissen über gynäkologische Endokrinologie wird in den Aus- und Weiterbildungskrankenhäusern nicht ausreichend angeboten. Odyssee der Frauen mit Kinderwunsch. Nach Ansicht von Experten ist selbst in Fragen der Fertilitätsmedizin die Sensibilisierung für endokrinologische Probleme inzwischen gering. Oft kommt es vor daß Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch direkt in eine Schwerpunktpraxis für Fertilitätsmedizin geschickt werden. Dort startet man unter Umständen sofort ein umfangreiches kostenintensives Programm zur Fertilisierung das aber keineswegs eine Schwangerschaft garantiert. Manche Patientin mit einer behandelbaren Ursache von Unfruchtbarkeit hat eine lange Leidenszeit hinter sich weiß G.K. Stalla München ehe sie zu einem endokrinologisch erfahrenen Arzt kommt. Dieser diagnostiziert dann z.B. mit einem einzigen Labortest eine Hyperprolaktinämie die medikamentös behandelt werden kann. An der Spitze der Infertilitätsursachen: Androgenisierung. Nach Erfahrung von W. Rossmanith Ulm hat bei den Ursachen für Infertilität in den letzten Jahren eine Änderung stattgefunden: Etwa jede zweite Frau die sich mit Zyklusproblemen vorstellt leidet an Hyperandrogenämie; erst dahinter rangieren (Mikro)Prolaktinom Schilddrüsenerkrankungen und andere Ursachen. Endokrinologisch Unerfahrene geben bei Zyklusstörungen die Pille; bei unerfülltem Kinderwunsch versucht man durch Gabe von Gonadotropinen eine Ovulation auszulösen bzw. veranlaßt eine In-vitro-Fertilisation; d.h. man behandelt die Infertilität nicht jedoch ihre Ursache betonte Stalla. Dabei kann die korrekte Diagnose und adäquate Behandlung einer Hyperandrogenämie auch unter präventivem Gesichtspunkt Bedeutung haben; Erkrankungen wie Hypertonus oder ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus können durch eine andauernde überschießende Androgenproduktion mitverursacht werden. Der Grund für die zunehmende Inzidenz dieser Hormonstörung liegt möglicherweise im modernen Lebensstil vermutet Rossmanith sprich: am Streß. Denn in Belastungssituationen bei verstärkter Aktivierung der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Nebenniere wird die Synthese von Testosteron wie die der anderen Streßhormone hochgefahren. Eine persistierende Hyperandrogenämie könne sich schließlich auch ovariell manifestieren - ein Kreislauf so die Spekulation der bereits in der Adoleszenz seinen Ausgang nimmt. (wpa) ___MH
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