Chronische Darmentzündung und Krebs Neue Hoffnung durch Früherkennung und Prävention |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 30/ 1999; S. 23/ 439; (141 Jg.). 1999;
Abstract: Prof. Dr. med. Kruis W.; Köln Das Risiko kolorektaler Karzinome ist bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen stark erhöht. Bereits Jahrzehnte ist es her daß Arbeiten aus Amerika England und Skandinavien eine auffallend hohe Kolonkarzinomhäufigkeit bei Colitis ulcerosa beschrieben. Diese Berichte wurden in Deutschland lange mit Skepsis betrachtet. Mittlerweile bestätigen jedoch Erfahrungen aus den Zentren für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen daß das Krebsrisiko bei Colitis ulcerosa mindestens doppelt so hoch ist wie das der übrigen Bevölkerung. Dabei steigt die Häufigkeit ab dem 8. bis 10. Jahr der Erkrankung allmählich an und nimmt im weiteren Verlauf stetig zu. Inzwischen ist klar geworden daß neben der Krankheitsdauer weitere Risikofaktoren bestehen wie totaler Befall des Kolons Beginn der Erkrankung vor dem 20. Lebensjahr und gleichzeitig bestehende primär sklerosierende Cholangitis. Obwohl die Datenlage für den Morbus Crohn deutlich spärlicher ist muß davon ausgegangen werden daß auch hier das Kolonkarzinomrisiko erhöht ist. Eine frühzeitige Karzinomdiagnose kann bislang in der Praxis nur durch Entdeckung einer malignen Transformation (Dysplasie) bei der Koloskopie gestellt werden. Das endoskopische Vorgehen die Schwierigkeiten der histologischen Dysplasiediagnose sowie die Konsequenzen dieses Befundes werden in dem Beitrag von S. C. Bischoff et al. dargestellt. Die Voraussetzungen für eine konsequente Durchführung der "Dysplasiediagnostik" sind heute noch nicht überall gegeben. Die Entwicklung eines Kolitiskarzinoms stellt ein interessantes Modell für die Kanzerogenese dar. Nicht zuletzt kann die Frage nach einer möglichen Krebschemoprävention an diesem Modell studiert werden. Epidemiologische Daten zeigen bei Patienten mit einer längerdauernden Aminosalizylattherapie eine verminderte Karzinomfrequenz. In dem Beitrag von C. Pohl und A. Hombach werden diese Fragen und der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse kritisch dargestellt. Das hohe Krebsrisiko bestimmter Patienten mit Kolitis stellt eine Herausforderung für die rechtzeitige Diagnose und eine gute Patientenführung dar. ab
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