ZNS-Symptome durch Hypoglykämie: häufige Fehldiagnose "Schlaganfall" Chamäleon neuroglukopenisches Syndrom |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 22/ 1999; S. 42/ 286 - 44/288; (141 Jg.). 1999;
Abstract: Dr. med. Holstein A.; Münster/Westf. Schwere Hypoglykämien können sehr verschiedenartige zentralnervöse Symptome hervorrufen - das neuroglukopenische Syndrom. Fehldiagnosen bedeuten für den Patienten eine vitale Gefährdung und ziehen unnötige kostspielige Untersuchungen nach sich. Hausärzte und Notärzte sollten dieses facettenreiche Syndrom genau kennen. Zusammenfassung Das neuroglukopenische Syndrom häufig Folge einer protrahiert verlaufenden Sulfonylharnstoff-Hypoglykämie kennzeichnet die vielfältigen unspezifischen Symptome des zentralnervösen Glukosemangels. Gerade apoplektiforme Bilder oder psychische Ruffälligkeiten werden häufig nicht als Manifestationen der Neuroglukopenie interpretiert. Diese Fehldiagnosen führen zu vitalen Gefährdungen der Patienten. Als Konsequenz sollte bei allen akuten neurologischen Defiziten und psychischen Störungen ein sofortiger Blutglukoseschnelltest erfolgen. Fazit ? Zum Ausschluß der Neuroglukopenie als wesentliche Differentialdiagnose bei bewußtseinsgestörten aber auch psychisch auffälligen Patienten und bei allen Patienten mit neurologischen Defiziten ("Schlaganfall") muß obligatorisch die sofortige Kontrolle der Blutglukose mittels trockenchemischer Schnellteststreifen erfolgen. Diese Methode ist selbst unter Notfallbedingungen durchführbar ausreichend genau und preiswert [1 10). ? Selbst der Verdacht auf eine schwere Hypoglykämie rechtfertigt - auch ohne Bestätigung durch den Blutglukoseschnelltest - die intravenöse Glukosegabe. Die schwere Hypoglykämie wird effektiv durch die streng intravenöse Gabe von mindestens 40 ml einer 40%igen Glukoselösung behandelt. Bei schlechten Venenverhältnissen kann auch 1 mg Glukagon subkutan oder intramuskulär ggf. erneut nach zehn Minuten appliziert werden. Aus pharmakodynamischen Gründen neigen sulfonylharnstoffinduzierte Hypoglykämien zum protrahierten Verlauf. Nach Initialbehandlung muß die kontinuierliche Infusion weiterer 5- bzw. 10%iger Glukoselösung erfolgen der Patient muß für zwei bis drei Tage stationär überwacht werden. Die Indikation zur Sulfonylharnstoffgabe ist kritisch zu überprüfen [1 2 8 10]. Summary: The Neuroglycopenic Syndrome. A Diagnostic Pitfall of Neurological Disturbances Hypoglycemia may occur without classic symptoms especially in elderly patients hypoglycemia may imitate nearly every neurological Symptom. The neuroglycopenic Syndrome which is often due to sulfonylurea-induced hypoglycemia is frequently overlooked or misinterpretated as cerebral ischemia. Therefore in every case of disturbance of consciousness acute neurologic deficits and psychiatric abnormalities an immediate blood glucose test should be performed to exclude hypoglycemia. Keywords: Neuroglycopenic Syndrome - hypoglycemia - diabetes ab
Keyword(s): Neuroglukopenisches Syndrom - Hypoglykämie - Diabetes mellitus
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