Medizinische Rehabilitation bei chronischen Rückenschmerzen - Epidemiologie Behandlungsansätze und Wirksamkeit |
Journal/Book: Deutsche Rentenversicherung 4/99 Seite 235-258. 1999;
Abstract: Dr. Hans-Günter Haaf Frankfurt am Main In den letzten Jahrzehnten wird in der internationalen Literatur über eine zunehmende Häufigkeit von chronischen Rückenschmerzen berichtet. Die medizinischen Rehabilitationsleistungen der Deutschen Rentenversicherung gingen 1996 zu einem Drittel auf Rückenleiden zurück. In vielen Industriestaaten sind die chronischen Rückenschmerzen bei den Kosten für Behandlung Arbeitsunfähigkeitszeiten sowie Frühverrentungen führend. Vor dem Hintergrund der epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Bedeutung wird ein Überblick über Erkenntnisse zu den Ursachen von chronischen Rückenschmerzen und zur Wirksamkeit von rehabilitativen Maßnahmen gegeben. Bei chronischen Rückenschmerzen können meist keine somatischen Ursachen gefunden werden. Als Ausgangspunkte für die Schmerzen werden eine erblich-konstitutionelle oder erworbene Disposition und Muskelspannungen bzw. Verhärtungen angenommen. Feed-back-Mechanismen tragen demnach zur Aufrechterhaltung eines Spannungs-Schmerz-Zirkels bei. Aufgrund der Schmerzen kommt es häufig zu einer körperlichen Dekonditionierung und einem sozialen Rückzug der Betroffenen. Es liegen einige Literaturübersichten zur Effektivität verschiedener Behandlungsansätze vor. Als Effekt der rehabilitativen Maßnahmen ergab sich meist lediglich eine kurzfristige Reduktion von Schmerzen und Funktionseinschränkungen. Umfassende interdisziplinäre Therapieansätze werden in einzelnen Übersichtsarbeiten positiver bewertet werden. Deshalb scheint es lohnenswert diese Ansätze weiterzuentwickeln. Momentan kann jedoch noch nicht ausgesagt werden daß eine befriedigende Wirksamkeit bei allen Patienten gegeben ist. Die deutschsprachigen Studien erbrachten häufig positive Reha-Effekte die sich zum einen aus der Interdisziplinarität der Behandlungsansätze erklären lassen. Zum anderen müssen dabei methodische Schwächen der Studien berücksichtigt werden (u. a. oft keine Kontrollgruppe). Generell wird im internationalen Schrifttum die mangelnde methodische Qualität der Forschungsarbeiten kritisiert. Neben einer Erhöhung des Umfangs ist dringend eine Qualifizierung der Forschung erforderlich. ___MH
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