Suchttherapie im Verbund 4. und letzte Folge |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 15; S. 199/ 41 - 42/ 200. 1999;
Abstract: Dr. med. Dipl.-Psych. Günthner A.; Tübingen. Eine erfolgversprechende Suchttherapie erfordert oft die koordinierte Zusammenarbeit medizinischer psychosozialer und kommunaler Einrichtungen. Behandelnde sollten deshalb die medizinischen aber auch die verfügbaren psychosozialen Hilfsangebote kennen und nutzen. Die Seminarserie über Drogenersatztherapie schließt deshalb mit Informationen über Einrichtungen mit denen der Hausarzt "im Verbund" den Erfolg von Suchtbehandlung steigern kann. In Therapiestudien ließ sich nachweisen daß psychosoziale Maßnahmen kombiniert mit (Methadon-)Substitution [11] oder Opioidantagonisten-Behandlung [12] deutlich bessere Effekte erzielen können als die Pharmakotherapie allein. Dabei sind moderate Beratungsmaßnahmen u.U. kosteneffizienter als breit angelegte oder intensive psychosoziale Interventionen [9]. Auf der anderen Seite verdeutlicht die Forschung zur Komorbidität suchtkranker Menschen [18] daß beim Vorliegen deutlicher psychischer Störungen intensive psychosoziale bzw. psychiatrische Behandlungen angemessen sein können. Hinzu kommt daß drogenabhängige Menschen durch Verelendung in psychosoziale Krisensituationen bzw. lebensbedrohliche Zustände geraten können. Bedürfnisorientierte psychosoziale Maßnahmen Bedürfnisorientierte Ansätze reichen von der Sicherung des Überlebens Drogenabhängiger bis hin zur individuellen Behandlung und Entwicklung einer selbstkontrollierten eigenverantwortlichen und zufriedenen Lebensweise (s. Kasten S. 200; vgl. [6]). 1. Was das Überleben sichern kann. Das Bereitstellen von Telefonnummern für drogenbedingte Notfälle bei deren Anwahl medizinisches Personal ohne begleitende Polizei herbeigerufen werden kann erniedrigt die Hemmschwelle zum Herbeiholen von Hilfe in Drogennotfällen. Aufsuchende Straßensozialarbeit ("Streetwork") und andere niedrigschwellige (d.h. ohne besondere Auflagen arbeitende) mobile Dienste erreichen Abhängige in ihrer Lebensweh ermöglichen die Früherkennung drohender Krisensituationen und können durch Kontakt- und Motivationsarbeit sowie Beziehungsaufbau die Inanspruchnahme weiterer Hilfsangebote fördern [19]. 2. Wie man körperliche und psychische Folgeschäden vermindert. Maßnahmen zur Schadensbegrenzung oder Schadensreduktion ("Harm Reduction") [7] und Ansätze der sog. akzeptierenden Drogenarbeit [16] berücksichtigen die Tatsache daß viele Abhängige die üblichen Behandlungs- und Hilfsangebote nicht oder nicht ausreichend in Anspruch nehmen. Erforderlich sind niedrigschwellige unmittelbar auf die Lebensweh der Drogenabhängigen bezogene präventive unterstützende und therapeutische Interventionen. So sollen beispielsweise Möglichkeiten zum Spritzenaustausch oder die Verteilung von Kondomen die Infektionsgefahr verringern ("safer use" safer sex ). Nicht zuletzt kann auch die Behandlung mit Drogenersatzstoffen wie Methadon als Teil eines Harm-Reduction-Konzepts gesehen werden bei dem Integration und nicht Marginalisierung der Drogenabhängigen angestrebt wird. ... ab
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