M. Berger J. Angenendt R.-D. Stieglitz zum Thema Psychoedukation bei Depression: Neue Perspektive oder alter Hut? |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 20/ 21; S. 255/ 25 - 26/ 256. 1999;
Abstract: Prof. Dr. med. Berger M.; Freiburg In der psychiatrisch-psychotherapeutischen Fachsprache wird in den letzten Jahren häufiger der etwas stelzig klingende Begriff "Psychoedukation" verwendet. Psychoedukation - eine Begriffsbestimmung. "Edukation" bedeutet dabei Informationsvermittlung Aufklärung und Unterrichtung. Die Vorsilbe "Psycho-" verweist einerseits auf die Tatsache daß hier über psychische und psychosomatische Störungen aufgeklärt wird und andererseits daß psychologischen Faktoren dabei hohe Bedeutung eingeräumt wird: Psychoedukation ist also eine für die Zielgruppe der Patienten mit psychischen Störungen bzw. deren Angehörige gedachte systematische Vermittlung von Informationen und Wissen über alle relevanten Aspekte die mit der Störung und deren Behandlung zusammenhängen. Ausgangspunkt ist die Überlegung daß bei Menschen ein grundlegendes Bedürfnis nach Information besteht. Dies gilt um so mehr wenn sie an einer für sie unverständlichen komplexen beängstigenden und einschränkenden psychischen Erkrankung wie z. B. einer depressiven Störung leiden. Informationsmängel Wissensdefizite oder ungeeignete Annahmen über die eigene Erkrankung können nämlich den Erkrankungsverlauf und die Wirksamkeit therapeutischer Maßnahmen nachhaltig negativ beeinflussen. Übergeordnete Ziele von Psychoedukation sind Patienten und Angehörige mit dem Wissen über die Krankheit vertraut zu machen sie emotional zu unterstützen und zu entlasten sowie günstige Voraussetzungen für eine aktive Mitwirkung und Mitgestaltung der Behandlung zu schaffen. Für die Befürworter sind mit dem Konzept der Psychoedukation Erwartungen verbunden die mit programmatischen Begriffen wie "mündiger Patient" Hilfe zur Selbsthilfe oder "Experte für die eigene Erkrankung" umrissen werden. Dagegen sprechen Kritiker dem Ansatz seinen innovativen Charakter ab. Sie halten die Ziele der Psychoedukation für überzogen und ihre Ansprüche für letztlich nicht einlösbar. Was genau verbirgt sich hinter diesem Konzept? Was sind seine Ziele und Aufgaben? Wo wird dieses Vorgehen bereits angewandt und erprobt? Was weiß man über die Wirksamkeit und den Stellenwert von Psychoedukation im Behandlungsrepertoire speziell depressiver Patienten? Ist das Konzept wirklich so neu wie der "neudeutsche" Begriff zu verheißen scheint? ... ab
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