Vom Komitee für Prophylaxe und Therapie der Depression P.T.D. Psychiatrie für die Praxis Depressionen und Komorbidität |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 41 S. 29-30. 1998;
Abstract: Priv.-Doz. Dr. med. J. Tegeler Psychiatrische Klinik Park-Krankenhaus Leipzig-Dösen Leipzig Komorbidität bzw. Multimorbidität von Depressionen und anderen Erkrankungen ist für die psychiatrische Praxis und Forschung ein zunehmend aktuelles Thema. Bevor auf die Komorbidität einzelner Krankheiten eingegangen wird sollen einige methodische Überlegungen angesprochen werden. Dabei geht es um eine Klärung der Begriffe ihre Zuordnung zu bestimmten Abstraktionsebenen und um eine Spezifizierung der angesprochenen Datenebenen: Begriffe wie Depression und Angst werden auf drei unterschiedlichen Abstraktionsebenen gebraucht und zwar als Symptom (depressiv und ängstlich) als Syndrom (depressives Syndrom und Angstsyndrom) und als nosologische Einheit (depressive Erkrankung und Angsterkrankung). Im zweiten stellt sich die Frage in welcher Beziehung die beiden Krankheiten zueinander stehen. Drei Möglichkeiten sind dabei denkbar: 1. Die beiden Störungen existieren getrennt voneinander. 2. Es gibt eine nosologische Entität die beide Arten von Störungen umfaßt. 3. Die eine Störung prädisponiert zum Auftreten der jeweils anderen. Die Art der Beziehung z.B. zwischen depressiven Störungen und Angstsyndromen ist nicht nur von theoretischem Interesse. Sie ist praktisch bedeutsam wenn es um die Wahl der geeigneten Therapie geht etwa um die Entscheidung ob die Verabreichung eines Antidepressivums oder Anxiolytikums bzw. eine Verhaltenstherapie oder ein anderes psychotherapeutisches Verfahren indiziert ist. Die folgenden Beiträge widmen sich der Komorbidität von Depressionen und Persönlichkeitsstörungen und von Depressionen und somatischen Erkrankungen. Danach wird noch das Thema Depression beim chronischen Tinnitus abgehandelt. In diesem Beitrag soll noch kurz auf die Komorbidität von Depressionen und Angsterkrankungen von Depressionen und Zwangserkrankungen von Depressionen und Suchterkrankungen von Depressionen und Demenzen und von Depressionen und chronischem Schmerz eingegangen werden. Klinische wie epidemiologische Studien zeigen daß Depressionen und Angsterkrankungen mit großer Häufigkeit gemeinsam auftreten. Überschneidungen zeigen sich sowohl im Querschnitt als auch im Längsschnitt. 60 bis 88% der Patienten mit Panikstörungen und 40 bis 80% der Patienten mit einer Agoraphobie hatten früher eine Depression. Andererseits führen chronisch verlaufende und generalisierte Ängste häufig zu Depressionen. Je mehr Lebensbereiche durch Angst blockiert sind um so eher entwickelt sich eine Depression. Das gleichzeitige Auftreten von Angst und Depression ist bei denselben Patienten um so wahrscheinlicher je schwerer die jeweiligen Störungen sind. Die Häufigkeit der Komorbidität sowie die großen Überlappungen zwischen Depressionen und Angsterkrankungen auf syndromatologischer und nosologischer Ebene sprechen für einen engen Zusammenhang zwischen beiden Krankheitsbildern. ... ___MH
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