Psychosen-Rehabilitation in einer psychosomatischen Fachklinik - eine katamnestische Untersuchung |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 487-488 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12. März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Burg-Klinik Stadtlengsfeld Einleitung Die Wiederherstellung verlorengegangener. autonomer Rhythmen im therapeutischen Raum ist Anliegen unserer Psychosentherapie. Anhand eines ausführlichen Fallbeispiels werden diese Vorgänge der psychotischen Desintegration und der therapeutischen Integration gezeigt. Dabei dient das Situationskreismodell aus der psychosomatischen Medizin (v. Uexküll und Wesiack 1996) als theoretischer Hintergrund. Katamnestische Ergebnisse belegen wie sich dieser therapeutische Ansatz in der Praxis bewährt. Kasuistik Eine 30-jährige Patientin. die infolge eines Kernikterus an einer Debilität leidet entwickelt neben einem komplex-fokalen Anfallsleiden im Säuglingsalter im späteren Verlauf eine schizophrenieähnliche Symptomatik mit Leibempfindungsstörungen ausgeprägten vegetativen und coenaesthetischen Symptomen. Ihre alleinerziehende Mutter konnte wegen ihrer Berufstätigkeit die Versorgung der Tochter nicht mehr übernehmen so daß die Patientin von 1984 bis 1994 in stationär-psychiatrischer Behandlung war. Hier wurde sie hochdosiert auch mit atypischen Neuroleptika behandelt. Nachdem die Mutter die Patientin zu sich nach Hause holte konnte die Medikation um 50 Prozent reduziert werden die rezidivierenden psychotischen Attacken wurden weniger verliefen weniger heftig. Nach der Aufnahme in unserer Klinik verbesserte sich das Zustandsbild der Patientin zunächst weiter zur Krise kam es als die Patientin in Kontakt mit einem jungen Mann kam sexuelle Erlebnisse zur Beunruhigung und Dekompensation führten. Der Patientin gelang es nicht mehr diese Erfahrungen in die ihr vertraute Erfahrungswelt einzuordnen es kam zu einer völligen Destabilisierung und Desintegration. Die Patientin entwickelte einen Schwangerschaftswahn ihre vegetativen Zyklen entgleisten. Stabilisierend wirkte neben einer vorübergehenden Medikationsanpassung eine Reizisolierung eine von außen vorgegebene Rhythmisierung durch regelmäßige Schwestern- und Arztkontakte sowie durch das Verhalten der Mutter die auf einer nonverbalen Ebene sich auf die Krise ihrer Tochter einstellte. Auch eine chronisch schizophrene Mitpatientin konnte die Destabilisierungen der Patientin auffangen indem sie die Patientin wie einen Säugling wiegte sie tröstete und mit ihr sang. Diskussion Wir verstehen diese Beobachtungen auf dem Hintergrund von Ergebnissen aus der Säuglingsforschung wo eine koaktive Kommunikation (Köhler 1990) zwischen Mutter und Kind gelingt wenn es möglich ist die wechselseitigen Bedürfnisse aufeinander abzustimmen und in einem zirkulären Prozeß einen "passenden" Situationskreis zu entwickeln. Daß hier mehr als nur kortikale Funktionen eine Rolle spielen ist gerade im Fall der geschilderten Patientin evident. Die von Spitz gemachten Beobachtungen einer coenaesthetischen Wahrnehmungsorganisation wird von Stern erweitert der auf die Crossmodalität hinweist die Möglichkeiten des Säuglings von einem Wahrnehmungsmodus in den anderen zu wechseln. ... ___MH
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