Übergewicht - ein schwerwiegendes Problem? Vom Embonpoint zum Risikofaktor |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 27/28 S. 14-16. 1998;
Abstract: Seit Juni hat Adipositas in den USA den gleichen Stellenwert wie Hypertonie oder ein hoher Cholesterinspiegel. Nach Aussagen der American Heart Association stellt sie einen eigenständigen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Die MMW fragte deutsche Stoffwechsel-Experten wann sie Übergewicht für therapiebedürftig halten und wie sie den Einsatz von Medikamenten beurteilen. Etwa 40% der Deutschen sind übergewichtig 18% sogar adipös. Die Tendenz in den letzten Jahren war steigend. In den USA sind die Zahlen noch alarmierender: Mehr als die Hälfte der Amerikaner leidet an Übergewicht. Warnend spricht R. Eckel Mitglied der American Heart Association (AHA) von einer lebenslangen Krankheit die sich zu einer gefährlichen Epidemie entwickelt. Um die Öffentlichkeit und die Gesundheitsträger auf die damit verbundenen Gefahren aufmerksam zu machen hat die AHA im Juni Adipositas zu einem eigenständigen Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten aufgewertet (Circulation Bd. 97 Heft 21 S. 2099). Damit ist sie genauso wie Bluthochdruck oder ein hoher Cholesterin-Spiegel eine zu behandelnde Krankheitsursache. Zur gleichen Zeit wurden vom National Heart Lung and Blood Institute (NHLBI) Leitlinien für die Diagnose und Behandlung von Übergewicht und Adipositas herausgegeben. Danach gilt als übergewichtig wer einen Body Mass Index (BMI) über 25 aufweist. Die Experten des NHLBI betonen das erhöhte Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko dicker Menschen und weisen auf die enormen Kosten hin die durch die Folgekrankheiten verursacht werden. In den letzten Wochen ist jedoch auch Kritik an diesen Maßnahmen laut geworden. J. Cassirer Redakteur des New England Journal of Medicine mahnte bei moderatem Übergewicht nicht nur die Krankheitsrisiken in Betracht zu ziehen sondern auch die Risiken die durch wiederholte Diäten Eßstörungen und Medikamente entstehen. Alarm bei BMI über 25 . Zustimmung finden die Aussagen der AHA und des NHLBI bei deutschen Adipositas-Experten. Daß die Adipositas ein primärer Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten ist und zu einer erhöhten Sterblichkeit führt daran besteht ihrer Meinung nach kein Zweifel. Konsens ist auch daß bereits ein BMI zwischen 25 und 30 das Risiko für Bluthochdruck Fettsoffwechselstörungen Diabetes und Arthrosen erhöht. Die Fachleute begrüßen daß durch die Kampagne die wichtige Rolle des Übergewichts ins Blickfeld gerückt wird. "Viele Ärzte registrieren nicht wenn ihre Patienten zu dick sind solange sie nicht auf dem Stuhl überquellen beklagt G. Wolfram, Freising, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Daß auch Ärzte, die Übergewicht bisher als Kavaliersdelikt" angesehen haben auf die Gefahren aufmerksam werden hofft A. Weizel Mannheim stellvertretender Vorsitzender der Lipid-Liga. ... ___MH
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