Die Reliabilität radiologischer Befunde zur Differentialdiagnose der vertebralen Osteoporose |
Journal/Book: Z Rheumatol 1998; 57 Suppl. 1: 78 (P 135). 1998;
Abstract: Institut für Sozialmedizin Medizinische Universität zu Lübeck Nach klinisch-radiologischer Einschätzung sind vertebrale Deformitäten (vD) häufig nicht auf eine Osteoporose zurückzuführen. Differentialdiagnostisch kämen u. a. ein M. Scheuermann degenerative Umbauten oder ein Trauma infrage. Die Kriterien zur Differenzierung sollten eine ausreichende Reliabilität besitzen. Zur Untersuchung der Interrater-Reliabilität führten wir in 4 deutschen Zentren der European Vertebral Osteoporosis Study (EVOS) einen radiologischen Ringversuch durch: 7 ärztliche Beurteiler begutachteten unabhängig voneinander je 100 seitliche Aufnahmen der BWS und LWS. Ein Standarddokumentationsbogen erfaßte mehr als 30 osteoporosetypische oder differentialdiagnostisch wichtige Form- und Strukturveränderungen an 13 Wirbeln sowie mehrere Globalurteile. Zur Quantifizierung der beobachteten Übereinstimmungen benutzten wir das Nominalskalen-K für mehrere Beobachter nach Fleiss. Nur 4 % aller radiologisch dargestellten Wirbelsäulen wurden als normal 25 % als "osteoporotisch" beurteilt. Im Vergleich dazu lag die morphometrisch ermittelte Prävalenz von vD bei etwa 10 %. Keilwirbel wurden für 39 % aller BWS- (range 20 - 53 %) und 5 % aller LWS-Aufnahmen (range 2 - 10 %) beschrieben. Die Übereinstimmung aller Beurteiler untereinander lag in beiden Fällen unter K = 0.40. Die höchste Übereinstimmung ergab sich für das Merkmal Grund-/Deckplattenfrakturen LWS (K = 0.58). Radiologen und Nicht-Radiologen zeigten untereinander jeweils gleiche (Nicht-) Übereinstimmungen. K-Werte im Bereich von 0.50 bis 0.90 wurden nur zwischen Beurteilern aus einem Zentrum erreicht. Die dringend notwendige Differentialdiagnose morphometrisch festgestellter Deformitäten wird durch die geringe Übereinstimmung verschiedener Beurteiler erschwert. Akzeptable bis gute K-Werte ergeben sich nur für Untersucher aus demselben Zentrum. Weitere Osteoporose-Indikatoren wie etwa die DEXA-bestimmte Knochendichte könnten herangezogen werden. Man wird morphometrisch gestützte Prävalenzschätzungen ebenso vorsichtig beurteilen müssen wie entsprechende Fall-Kontroll-Studien zur Quantifizierung von Osteoporose-Risiken. le
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