H. Porst zu Sildenafil (Viagra(r)) bei erektiler Dysfunktion Medikament und Lifestyle-Droge zugleich? |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 29/30 S. 25-26. 1998;
Abstract: Prof. Dr. med. H. Forst Urologe Hamburg Pharmakologische Grundlagen. Sildenafil ist ein Phosphodiesterase(PDE)-Inhibitor mit hoher Selektivität zu PDE 5 10fach geringerer Selektivität zu PDE 6 (Retina) 1000fach geringerer Selektivität zu PDE 2 und 4 und 4000fach geringerer Selektivität zu PDE 3. PDE 5 ist neben PDE 3-4 bevorzugt im Corpus cavernosum vorhanden wurde aber auch in vielen anderen Geweben (Kolon Ureter Zerebrum; Thrombozyten) isoliert (Tabelle); sie verhindert den Abbau von 3'5'-cGMP welches neben 3'5-cAMP den wichtigsten Second Messenger im Schwellkörper darstellt. 3'5'-cGMP wird nach sexueller Stimulation und nachfolgender NO-Freisetzung an den parasympathischen Nervenendigungen durch Vermittlung der Guanylatzyklase aus GTP gebildet und leitet die Erektion durch Relaxation der glatten Schwellkörpermuskulatur ein. Daraus geht hervor daß Sildenafil erst nach sexueller Stimulation mit konsekutiver 3'5'-cGMP-Synthese seine Wirkung entfalten kann und per se nicht zu einer Erektion führt (o. Abb.). Bei Unterbrechung sämtlicher Nervenimpulse zum Penis (Trauma beckenchirurgische Eingriffe) ist Sildenafil wirkungslos; es bedarf also zumindest einer Restinnervation der Schwellkörper. Jüngste Untersuchungen [2] haben gezeigt daß Sildenafil auch zu einer beträchtlichen Zunahme von cAMP führt wahrscheinlich durch die cGMP-vermittelte Hemmung der PDE 3 welche bevorzugt im kardiovaskulären System angesiedelt ist. Sildenafil wird bevorzugt in der Leber metabolisiert zu 80% mit den Fäzes und zu 13% renal ausgeschieden. Die Serum-Plasmaspiegel sind deshalb bei Leber- wie Niereninsuffizienz erhöht zusätzlich um bis zu 200% bei gleichzeitiger Einnahme von Cimetidin Ketoconazol Itraconazol und Erythromycin. Nach Alkohol und fettreicher Nahrung ist die Resorption von Sildenafil und somit der Wirkeintritt verzögert. Sildenafil wird on demand ca. 60 bis 90 Minuten vor gewünschtem Koitus eingenommen; die Wirkdauer beträgt ca. 4 bis 5 Stunden bei hoher Dosierung (100 mg) gelegentlich 8 bis 12 Stunden. Mit Viagra(r) werden immer zwei Menschen behandelt Klinische Ergebnisse. Ursprünglich 1992 zur Behandlung der KHK entwickelt in dieser Indikation mangels Effizienz bald aufgegeben wurde Sildenafil für die Therapie der erektilen Dysfunktion (ED) weiterverfolgt und zur Marktreife mit offizieller Zulassung Ende März 1998 in den USA entwickelt. ... ___MH
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