H. Piechowiak zum Thema Reha-Anträge Müssen Mütter-Kuren wirklich medizinisch begutachtet werden? |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 40 S.. 1998;
Abstract: Dr. med. H. Piechowiak Internist Wenzenbach. Der Nutzen von Mütter- und Mutter-Kind-Kuren ist medizinisch schwer zu objektivieren. H. Piechowiak gibt sogar zu bedenken ob für die Prüfung der Indikation überhaupt medizinische Kompetenz zu fordern ist. Der Reha-Bereich - so ist beinahe jede Woche zu hören - klagt: Rückgang der Antragszahlen angeblich zu rigide Begutachtungsstrategien Minderbelegung Schließung von Kurkliniken und Mütterheimen Entlassung von Mitarbeitern. Ob "Kuren" früher als sie offenbar noch problemloser finanzierbar waren in dem hohen Umfang gerechtfertigt waren ob sie die in sie gesetzten (medizinischen und sozialen) Zielsetzungen - falls diese jemals hinreichend präzise beschrieben worden sein sollten - überhaupt und wenn ja in welchem Ausmaß erreicht haben das alles ist völlig offen. Wie eh und je stehen sich Kritiker und Enthusiasten gegenüber und Fakt ist daß es - von bestimmten Indikationen abgesehen - befriedigende Erfolgsnachweise für den riesigen Umfang bundesdeutschen Reha-Unternehmens nicht gibt. Problematische Indikation. Mütter- sowie Mutter-Kind-Kuren waren aus "medizinischer Sicht stets besonders problematisch. Fast alle Mütterheime warten in ihren Indikationslisten für die Mütter primär mit psychosozialen "Indikationen" auf wobei Erschöpfungssyndrome gleich welcher Genese das Hauptkontingent der Kurteilnehmer ausmachen dürften. Liegen nämlich wirklich ernsthaftere) Erkrankungen oder Risikofaktoren (für körperliche oder seelische Leiden) vor dürfte i.d.R. das in solchen Heimen/Sanatorien vorgehaltene medizinische Know-how ganz einfach nicht ausreichen. In nicht wenigen Fällen wäre ambulante Beratung und/oder (Psycho-)-Therapie am Wohnort als ausreichend zu betrachten. Die psychosoziale Indikationsstellung wird nicht selten präventivmedizinisch zu begründen versucht: Hätte die Betroffene nicht die Möglichkeit für x Wochen aus ihrem bisherigen "Milieu" herauszukommen dann drohten (angeblich) die schlimmen (und für den Sozialleistungsträger X oder Y als besonders kostenträchtig geschilderten) Folgen A B und C und deshalb sei es viel besser wenn man dem - angeblich viel billiger - "vorbeugen" würde. Ob das alles (die Krankheiten die sozialen Dekompensationen) wirklich "droht" und ob und wann es denn einträte hat nie jemand näher untersucht. Und natürlich hat auch nie jemand danach gefragt ob es eigentlich der (recht geringe) ärztlich-medizinische Anteil an diesen Maßnahmen ist der das - falls zutreffend - verhindert oder die unspezifischen Erholungsanteile deren Bedeutung man keinesfalls unterschätzen sollte. ... ___MH
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