Konzept zur stationären Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen bei der Indikation Neurodermitis |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 8 1998 S. 101-111. 1998;
Abstract: 1. Einleitung Im Kindesalter sind ca. 10% der Kinder von Neurodermitis betroffen. Die Neurodermitis wird definiert als chronisch entzündliche Hauterkrankung multifaktorieller Genese auf immunologischer Grundlage bei genetischer Disposition. Kardinalsymptom ist der Juckreiz der durch verschiedene Auslöser (Infekte Streß emotionale Störungen Allergien) verstärkt wird. Das Hautbild im Neurodermitisschub zeichnet sich durch gerötete und exkoriierte Herde aus. Die überwiegend befallenen Stellen sind Hals Gesicht Ellbeugen Kniekehlen und Handgelenke. Da bei der Manifestation der Neurodermitis sehr unterschiedliche und teilweise unbekannte auslösende und unterhaltende Faktoren beteiligt sind gibt es kein generelles für jeden Patienten gleich wirksames Therapieregime. Dieses muß nach individuellen Gesichtspunkten für jeden einzelnen ausgewählt und entwickelt werden. Dieser Prozeß erfordert Geduld und Ausdauer in der Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient. Die Versorgung der Patienten erfolgt durch den niedergelassenen Kinderarzt Hausarzt und Hautarzt. In seltenen Fällen werden ambulante Behandlungen in pädiatrisch-dermatologischen Abteilungen von Hautkliniken bei Risiko-Patienten (generalisierte Impetigo bzw. Herpes-Infektion) auch stationäre Akutbehandlungen notwendig. Die Allergiediagnostik und Akuttherapie stehen dabei neben der Elternberatung im Vordergrund. Die Erkrankung weist im Kleinkindesalter sowie zur Pubertät einen Altersgipfel auf. Auch wenn die Prognose oft günstig ist so bleibt die Erkrankung bei einem Teil der Patienten doch bis in das Erwachsenenalter erhalten. Dieses betrifft ca. 50% der Patienten mit schwerem infantilen Verlauf. Gerade bei diesen älteren Patienten verschlechtert sich der Hautzustand durch fortschreitende Lichenifikation und Superinfektionen bis zur atopischen Erythrodermie. Zusätzlich kann sich eine Neigung zu berufsbedingten Kontaktekzemen entwickeln. Die Neurodermitis schränkt damit den Patienten in seiner beruflichen Entwicklung und seinem sozialen Umfeld ein. Die stationäre Rehabilitation übernimmt neben der Vervollständigung der Diagnostik und Therapie die Aufgabe Hilfen zur Krankheitsbewältigung bezogen auf psychosoziale Folgen der Neurodermitis zu geben. Die regelmäßige Pflege der Haut unter Anleitung durch spezialisiertes Pflegepersonal Balneo- und Klimatherapie Ernährungstherapie psychologische Interventionen sowie Hilfen zur Berufsfindung gehören zu den Strategien der stationären Rehabilitation um die individuellen Ressourcen der chronisch kranken Patienten zu fördern und den Jugendlichen eine verbesserte Lebensqualität zu ermöglichen. Der dermatologische Nutzen eines mehrwöchigen Aufenthaltes in einem Reizklima ist durch zahlreiche Studien belegt. Ein solches umfassendes Behandlungskonzept bietet die besten Voraussetzungen für einen langfristigen Behandlungserfolg vor allem auch in Hinblick auf die spätere Erwerbsfähigkeit. Dabei soll das vorliegende indikationsspezifische Konzept in Verbindung mit dem Rahmenkonzept zur medizinischen Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen Anwendung finden. ___MH
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