Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) in der Behandlungsplanung und Behandlungskontrolle der stationären psychosomatischen Rehabilitation |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 466-467 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12. März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Psychosomatische Fachklinik St. Franziska Stift Bad Kreuznach Für eine zielgerichtete Durchführung einer psychosomatischen Rehabilitationsmaßnahme ist die Planung und Kontrolle des Behandlungsprozesses wichtig. Unter den Anforderungen der Qualitätssicherung sowie der Notwendigkeit zur Intensivierung und Konzentration der Behandlung bei restriktiven vor allem zeitlich begrenzten Behandlungsbedingungen in der derzeitigen Situation gewinnt dieser Aspekt zunehmende Bedeutung. In diesem Kontext hat eine therapiebezogene initiale Diagnostik eine besondere Funktion. Bislang vorhandene deskriptive Klassifikationssysteme wie DSM-III/IV oder ICD-10 haben zwar Fortschritte der objektiven und reliablen Diagnostik psychischer und psychosomatischer Störungen gebracht sich für die Behandlungsplanung und -kontrolle sowie die Gestaltung des Behandlungsprozesses aber als wenig tauglich erwiesen. Diese Therapierelevanz der Diagnostik war eine wesentliche Motivation für die Entwicklung der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) die jetzt vorliegt (Arbeitsgruppe OPD 1996). Die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) ist ein deskriptives multiaxionales Klassifikationssystem auf der Grundlage der psychoanalytischen Persönlichkeitstheorie und Krankheitslehre. Sie umfaßt insgesamt fünf Achsen. Die Achse I erfaßt Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen Achse II Beziehung Achse III Konflikt und Achse IV Struktur als psychodynamisch relevante Aspekte der Diagnostik. Durch die Achse V Psychische und Psychosomatische Störungen wird die Verbindung zum System der ICD-10 hergestellt. Die Aufgliederung macht deutlich daß nicht nur eine rein phänomenologisch und symptomorientierte Diagnostik vorgenommen wird sondern daß vor allem die Aspekte von Bedeutung sind die sich auf die Gestaltung der Behandlung beziehen lassen: Das Krankheitserleben und die Behandlungsvoraussetzungen die Gestaltung und das Erleben der zwischenmenschlichen Beziehungen mit ihren pathologischen Interaktionsmustern die lebensbestimmenden und aktuell wirksamen Konflikte in der Gestaltung der Lebensgeschichte und der Lebenssituation sowie die konfligierenden Konstellationen der innenpsychischen Struktur des Patienten. Auf der Grundlage der OPD wurde ein integriertes System der psychotherapeutisch- rehabilitativen Behandlungsplanung und Behandlungskontrolle entwickelt das prozeßbezogen praktikabel und ökonomisch ist. Einzelne Achsen der OPD werden dabei je nach Erfordernissen des Behandlungsablaufs sukzessiv und selektiv zur Diagnostik eingesetzt und liefern die Grundlage für die initiale Planung der Behandlung und die fortschreitende Differenzierung der individuellen Behandlungskonzeption. Festgelegte Punkte im Ablauf der Rehabilitationsmaßnahme zur Erweiterung und Fortschreibung der Diagnostik im Therapieprozeß erlauben eine systematische Überwachung der Behandlung. Dabei liefert die Achse I Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen zunächst wichtige Ausgangsdaten für die Behandlungsplanung. Die Erfassung der zwischenmenschlichen konflikthaften Beziehungskonstellationen die in Achse II unmittelbar bei Beginn vorgenommen wird sowie sukzessive die Diagnostik der lebensbestimmenden Konflikte eines Patienten die im ersten Teil der Behandlung geschieht bilden die Grundlage für die fokale Konzeptionalisierung der Behandlung. ... ___MH
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