Besonderheiten von Körpertherapieverfahren in der verhaltensmedizinischen Rehabilitation psychosomatischer Patienten |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 454-455 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12. März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Rehabilitationszentrum für Psychosomatik Parkklinik Bad Bergzabern Obwohl Ergebnisse kontrollierter Studien darauf hinweisen daß der Einsatz von Körperverfahren in multimodalen Therapiesettings sinnvoll ist und körperlicher Aktivität generell ein protektiver Nutzen für die Gesundheit zukommt ist dem Aspekt verhaltenstherapeutisch orientierter Körperverfahren bisher nur wenig Beachtung geschenkt worden. Das Konzept einer "Körperverhaltenstherapie" d.h. einer therapeutischen Beeinflussung körperbezogener Kognitionen (z.B. Körperbild) oder Verhaltensweisen (z.B. Bewegung) wurde bis heute nur in allerersten Ansätzen formuliert. Dieser Mangel trifft insbesondere die verhaltensmedizinische Rehabilitation bei der Patienten mit konkreten körperlichen Beschwerden organbezogenen Kognitionen und ebenso dysfunktionalen somatischen wie psychischen Verhaltensweisen betreut werden. Eine noch schwierigere Situation zeigt sich speziell in der verhaltensmedizinischen Rehabilitation psychosomatischer Patienten deren Therapie neben einer hohem psychiatrischen aber auch somatischen Komorbidität häufig durch prognostisch ungünstige Faktoren wie Zugehörigkeit zur sozialen Unterschicht und chronisches Krankheitsverhalten erschwert wird. Zu den häufigsten Diagnosen im Zusammenhang mit Komorbidität oder Arbeitsunfähigkeit bei psychosomatischen Patienten zählen Erkrankungen des Skeletts der Muskeln und des Bindegewebes. Neben diesen konkreten somatischen Beschwerden fallen bei psychosomatischen Patienten perzeptive und kognitive Probleme auf wie "Körperschema"-Störungen eine geringe körperliche Wahrnehmungsfähigkeit eine Fixierung auf Schmerz-Symptome und eingefahrene unökonomische Bewegungsmuster Selbstbild-Verzerrungen als nicht verbesserungs- und lernfähig oder ein Zuviel an Anspannung und Haltearbeit. Zur Behandlung dieser Patienten erscheint die bloße Kombination von Verhaltenstherapie mit traditionellen Behandlungselementen der Schulmedizin wie Krankengymnastik physikalischer Therapie oder sportlicher Ausdauerprogramme unzureichend und kann durch den Einsatz von Entspannungsverfahren deren Stellenwert als Einzel- oder kombinierte Verfahren noch in vielen Aspekten klärungsbedürftig ist nicht kompensiert werden. Das gilt auch für Verfahren der Patientenschulung wenn sie sich lernpsychologisch betrachtet auf "Modellernen" beschränken und bewegungspädagogisch betrachtet lediglich den bisherigen krankengymnastischen Traditionen von "Dehnen" Kräftigen und "Mobilisation" einzelner Muskeln oder begrenzter Muskelgruppen unter dem Primat "richtiger Haltung" nach "richtigen Regeln" folgen und kognitive Elemente vernachlässigen. Für verhaltensmedizinisches Arbeiten erscheinen vielmehr körpertherapeutische Verfahren wünschenswert die nicht nur Störungen des Bewegungsapparates direkt positiv beeinflussen können sondern zugleich auch zu einer Verhaltensveränderung beitragen. ... ___MH
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