Zugang zur medizinischen Rehabilitation: Konzeption und Methoden zur Feststellung von Rehabilitationsbedürftigkeit in der sozialmedizinischen Begutachtung

Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 252-253 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;

Abstract: LVA Rheinprovinz Düsseldorf Hauptverwaltung Hintergrund des Themas Die Feststellung von Rehabilitationsbedürftigkeit i. S. der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) für Leistungen zur medizinischen Rehabilitation ist eine sozialmedizinische Aufgabe die umfassende Anforderungen an den ärztlichen Gutachter stellt (Kommission zur Weiterentwicklung 1991). Es gilt zahlreiche medizinische Bestimmungsfaktoren des Leistungsvermögens im Erwerbsleben psychosoziale Einflußgrößen gesundheitsbezogene Risikoindikatoren sowie Prädiktoren eines zu erwartenden Rehabilitationseffekts zu erfassen zu gewichten und gutachtlich zu würdigen (Pannen 1992). Bei der gegebenen Vielfalt und Wechselwirksamkeit der bei dem Entschluß zur Reha-Antragstellung wirksam werdenden Faktoren kann eine Sachaufklärung die lediglich Einzelaspekte (z. B. Befundberichte behandelnder Ärzte Selbsteinschätzungsinstrumente) berücksichtigt nicht valide sein. Der verantwortungsvolle Umgang mit begrenzten Ressourcen zur Finanzierung von Rehabilitationsleistungen einerseits und die notwendige Erhaltung des Erwerbspotentials versicherter Personen durch Rehabilitationsleistungen andererseits erfordern zwingend spezifische und sensitive sozialmedizinische Methoden zur Feststellung von Rehabilitationsbedürftigkeit. Stand der Forschung Im Bereich der GRV erfolgt die medizinische Sachaufklärung zur Feststellung von Rehabilitationsbedürftigkeit überwiegend über Befundberichte behandelnder Ärzte selten mittels sozialmedizinischer Begutachtung. Unterstützende Fragebogeninstrumente zur Erfassung spezieller Merkmale des Gesundheitsstatus bzw. von Risiko- und Belastungsfaktoren wurden entwickelt z. B. IRES (Gerdes 1995). Einheitliche sozialmedizinische Kriterien zur Einschätzung bzw. Feststellung von Rehabedürftigkeit. standardisierte Bewertungsmethoden und Qualitätsnormen sind jedoch nicht verfügbar. Konzeption und Methoden der Einschätzung von Rehabilitationsbedürftigkeit Die sozialmedizinische Einschätzung von Rehabilitationsbedürftigkeit beruht auf der Bestimmung bzw. Berücksichtigung - von Art und bisherigem Verlauf bestehender Krankheiten krankheitstypischer Prognosen und genereller therapeutischer Beeinflußbarkeit. - des individuellen aktuellen Leistungsvermögens - individueller medizinischer Risikofaktoren und - individueller psychosozialer Einflußfaktoren als Determinanten der Rehabedürftigkeit und als Prädiktoren eines Rehabilitationseffektes. Abgeleitet aus den bisherigen Erfahrungen im Ärztlichen Dienst der LVA Rheinprovinz mit der routinemäßigen sozialmedizinischen Begutachtung zur Feststellung von Rehabilitationsbedürftigkeit wird eine Konzeption mit einem Katalog wesentlicher Einzelkriterien sowie ein Entscheidungsmodell mit abgestuftem Bewertungsmodus zu den o. g. Parametern vorgestellt. Hierbei werden gezielt erhobene anamnestische Angaben und objektivierende Funktionsbefunde vor dem Hintergrund der o. g. Zusatzinformationen bewertet. Die zukünftige Konzeption schließt neben der Sachaufklärung spezielle sozial- und rehabilitationsmedizinische Beratungsangebote für den Reha-Antragsteller mit ein. Folgerungen Rehabedürftigkeit ist ein vieldimensionales Konstrukt welches nur durch Erfassung und Bewertung einer Vielzahl von medizinischen und nichtmedizinischen Einzelinformationen valide abgebildet und in der Dringlichkeit bewertet werden kann. Unter den Bedingungen zunehmend begrenzter Reha-Angebote und der prekären Situation Leistungsgeminderter auf dem Arbeitsmarkt ergeben sich somit besonders hohe Qualitätsansprüche an die medizinische Sachaufklärung. Dies kann nur durch rehabilitations- und sozialmedizinisch kompetente Begutachtung sichergestellt werden. ___MH

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