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December 2024

Über das Balance-Modell hinaus: Die systemisch-interaktionistische Kommunikationsdiagnostik und ihre Implikationen für Theorie und Praxis

Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 235-237 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;

Abstract: Lischeid - ERTOMIS-Stiftung ARZ-Siegerland Ein umfassendes auf "Nachhaltigkeit" (sustainability) ausgelegtes Erhebungsverfahren mit integrativer Zielsetzung für die Rehabilitation existiert nicht. Es gibt auch für das Balance-Modell Schuntermann's (1995/6) keine theoretische Vorgaben. Die vorliegende Zielsetzung beruht darauf. theoretische und praxisbezogene Grundlagen für das Balance-Modell zu entwickeln. Die meth(odolog)ischen Bedingungen für eine ausgleichende dauerhafte soziale Integration und für eine anhaltende Gesundheitsförderung sind zu entwickeln und die Voraussetzungen für ihre Nachhaltigkeit auszuleuchten. Bei der konkreten Benennung sozialer Hilfestellungen und gesundheitsprotektiver Fakturen im Balance-Modell zeigt sich daß diese sämtlichst in ein interaktionistisches Prozeßgeschehen eingebettet sind. Es also ist von einer weitgehenden Analogie zur Kommunikationsdiagnostik auszugehen (Greve 1996). Dabei zeigen sich unterschiedliche Meßebenen des Sozialen und des Psycho-physiologischen in den Makro - Meso- und Mikrobereichen. Im Einzelnen weist der kommunikative Prozeß folgende Besonderheiten auf: Für die nachhaltige gegenseitige Abstimmung ist eine weitestmögliche Rückbezüglichkeit der Interaktionspartner und ihrer Umgangs- oder Verhaltensmodalitäten notwendig. In der Kommunikationsdiagnostik wird diese Reziprozität z.B. über das gemeinsam verfügbare Zeichensystem gewährleistet. Darüber entscheiden sich die gegenseitigen Ein- und Abstimmungen in interaktionistischen Systemzusammenhängen. Auch das emotionale feed-back wird von der Abrufbarkeit gemeinsamer Codes für den Informationsaustausch bestimmt. Diese und andere intersystemischen Bezüge lassen sich mit neuro-psychologischen und neuro-ethologischen Feinstrukturen zu einem Raster für Interaktionsanalysen mit kommunikationsdiagnostischer Ausrichtung ausgestalten (Greve 1996). Dieses diagnostische Vorgehen und die damit verknüpften theoretischen Grundbedingungen ziehen erhebliche Schlußfolgerungen nach sich: "Pathologien" als Abweichungen vom "Normalen" sind ohne gesetzte Normierungen im systemtheoretischen Kontext zu erfassen und datenmäßig als nicht abgeglichene Reziprozität zu konkretisieren. Das langzeitlich ausgerichtete Vorgehen pur Evaluation kommunikativer Defizite ist von bio-ökologischer sowie von sozialer Bedeutung. Bei der von Schuntermann (1995/6) eingeführten Beschreibung von sozialen (Dys-)Balancen lassen sich die beteiligten Ebenen und ihrer funktionellen Strukturen konkret benennen. Zugleich kann die systemische interaktionistische Analyse mit dem unterlegten Prinzip der i Reziprozität auf sozialethische oder auf sozialpolitische Anforderungen und Zielsetzungen übertragen werden. ... ___MH


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