Grenzen von Kooperation und Interdisziplinarität am Beispiel der "Siegerland-Studie" zur betrieblichen Rehabilitation und Integration behinderter Menschen |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 149-150 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Ertomis-Stiftung ARZ und AMZ Siegen Ziel der "Siegerlandstudie" war es das EAM-Verfahren (Ertomis Assessment Method Schian/Kronauer 1985) als bis dato einziges Erhebungsverfahren in der BRD mit seiner Zielsetzung der beruflichen Integration einer Bewertungsstandardisierung zuzuführen. Zusätzlich sollte mit einer Langzeiterhebung der Erfolg integrativ-rehabilitativer Maßnahmen überprüft werden. Da sich die Erhebung auf einen Zeitraum wirtschaftlicher Umstrukturierung bis zur jetzigen offensichtlichen Arbeitsmarkt- und Wirtschafts-Krise beziehen (1990-1994) war die Frage ob die Meta-Ebene der vorhandenen Daten bereits Aussagen zur derzeitigen Entwicklung zulassen w den um den wachsenden Ressourcenschwund für die Integration behinderter Menschen zu begründen und nach möglichen Alternativen für eine verbesserte Integration zu suchen. Bereits im Vorfeld war bei der Aufstellung eines "Integrationsprognose-Index" (Greve 1995) offensichtlich daß die Begrenzungen betrieblicher Integration und die Verfügbarkeit von Reha-Maßnahmen und ihr Erfolg von benennbaren Faktoren bestimmt werden. Diese sind u.a. von der Wirtschaftsentwicklung von sozial-politischen Vorgaben und somit von der Arbeitsmarktentwicklung und vor allem vom technologischen Wandel der Arbeitswelt abhängig. Davon werden die integrativen Ressourcen in den Betrieben ausgerichtet. Man kann also eine Makro-Ebene des Sozialen aus der Wirtschaftsentwicklung und dem Wandel der Arbeitswelt ableiten. Es zeigt sich ferner eine betriebliche Meso-Ebene und dann die individuelle Mikro-Ebene mit ihren speziellen sozialen und funktionellen Bedingtheiten. Alle drei Ebenen sind als bedeutsam für die integrativen Ressourcen zu bezeichnen. Das Integrationspotential und der erwähnte individuelle Integrationsindex werden von Faktoren aller drei benannten Ebenen ausgerichtet. Ausgangspunkt sind die strukturellen Vorgaben und die Besonderheiten des Siegerlandes fortschreitenden Abbau des Produktivsektors und seiner Arbeitsplätze (Petzina 1996) sowie das "volkswirtschaftliche Paradox " steigender Rendite. Die Erhebungen der "Siegerland-Studie" belegen die resultierenden Grenzen der Kooperation von Betriebsärzten und Betriebsleitungen bei der Integration behinderter oder leistungsgeminderter Menschen: Bei 642 schwerbehinderten und Arbeitnehmer(Innen) (SB-Gruppe) und Arbeiter(Innen) deren betriebliche Integration gefährdet war (Pr-Gruppe) wurden EAM-Profilerhebungen und arbeitsmedizinische Untersuchungen durchführt. Diese wurden interdisziplinär mit den Betrieben einer standardisierten Bewertungen überführt und dann integrativ-rehabilitative Maßnahmen abgeleitet. Das nachfolgende Integrationsschicksal beider Gruppen (Pr-/SB-) konnte in bestimmten fang weiter verfolgt werden um die Effizienz der empfohlenen rehabilitativen Maßnahmen überprüfen. Erst die Katamnesedaten und der Selektionstrend der Produktionsbetriebe belegen den derzeitigen Schwund integrativer Ressourcen. ... ___MH
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