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December 2024

S. Gabius H.-J. Gabius zur Misteltherapie Vor dem Durchbruch?

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 24 S. 27. 1998;

Abstract: Dr. med. Sigrun Gabius Onkologische Schwerpunktpraxis Rosenheim; Prof. Dr. rer. nat. H.-J. Gabius Institut für Physiologische Chemie Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Wer aktuelle Werbeaussagen zu Mistelpräparaten studiert begegnet nahezu ausnahmslos einem Bezug zum Inhaltsstoff "Lektin". Lektin-orientierte Anwendung herkömmlicher oder neu deklarierter (Spezial-)Extrakte die im Rahmen der rechtlichen Sonderregelung unter wesentlich erleichterten Bedingungen in den Bereichen Anthroposophie bzw. Phytotherapie fiktiv zugelassen sind soll demnach z. B. "Lebenszeit verlängern und Lebensqualität erhöhen" können. Mit Sicht auf die nicht revidierbaren Dogmen der anthroposophischen Lehre und die verfügbare Literatur verdient die postulierte Wirksamkeit eine kurze Kommentierung. In anthroposophischen Kategorien ist die Wirkebene des mit geistigen Mitteln erschauten "kausalen Heilfaktors" im Äther- und Astralleib des Menschen angesiedelt. Im Widerspruch zur esoterischen Arzneilehre R. Steinern die die Spiritualität der Substanz zum Heilfaktor erklärt nehmen die Werbetexter nun jedoch die konkrete Materialisation des geistigen Heilfaktors u. a. als "Lektin" (Molekulargewicht der giftigen bzw. zuckerbindenden Untereinheiten: 27 kDa 29 kDa bzw. 34 kDa) vor. Wer sich für seine Produkte u. a. im Zulassungsverfahren nachdrücklich auf die anthroposophische Gedankenwelt beruft sollte ihr auch in seinen Werbeaussagen treu bleiben und sie nicht gegen naturwissenschaftliche Argumentation eintauschen [3]. Die genannten Behauptungen zur Wirksamkeit der Mistelanwendung und die präparatbezogene Aussage daß sie "in vielen Tumorsituationen eine gute Alternative oder Ergänzung zur aggressiven Chemotherapie" sei sind eindeutig mit gängiger wissenschaftlicher Methodik prüfbar. In schon gewohnter von den Fachgruppen der Deutschen Krebsgesellschaft wiederholt zurückgewiesener Weise [2] werden mit der zitierten Äußerung die Möglichkeiten der tumor- und patientenbezogenen modernen (wissenschaftlich fundierten) Behandlung bewußt verleugnet. Wer die genannten hohen Erwartungen mehr für die Patienten tun zu können weckt ist aufgerufen den Beweis dafür anzutreten und das Fehlen unerwünschter Wirkungen und Risiken zu belegen. Eingehende Analysen des vorliegenden Materials über klinische Mistelanwendung haben zur Einschätzung geführt daß die durchschnittliche Qualität dieser Berichte "disappointingly poor" ist [6] und somit "die unkontrollierte allgemeine Anwendung und die in der Werbung erhobenen Ansprüche nicht rechtfertigt" [5]. Wer hohe Erwartungen weckt, ist aufgerufen, den Beweis dafür anzutreten. Wenn gezielt mit der Fähigkeit des Lektins geworben wird als Immunmodulator in einem engen Dosisbereich die Verfügbarkeit proinflammatorischer Zytokine erhöhen zu können dann fehlt regelmäßig der notwendige Hinweis daß diese Anwendung zur Zeit experimentell ist [4]. Völlig unerwähnt bleibt der unausweichliche Vermerk daß diese Zytokine in einer großen Zahl getesteter Fälle in vitro und in vivo Tumorwachstum steigern können [1 4]. Potente Mediatoren wie Interleukin-6 sind in experimentellen Studien der letzten Jahre als auto- und parakrine Stimulatoren der Proliferation von Lymphom- und Leukämiezellen und auch von soliden Tumoren (z. B. Melanome im fortgeschrittenen Stadium und Nierenkarzinome) beschrieben worden. ... ___MH


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