Psychotherapeutische Gruppenangebote in der onkologischen Rehabilitation: Schlußfolgerungen aus der empirischen Forschung |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 411-413 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12. März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Institut für Qualitätsmanagement und Rehabilitationsforschung der Paracelsus-Rehabilitations-Kliniken Scheidegg Grund der Untersuchung Psychotherapeutische Gruppenangebote sind Standardangebote in stationärer onkologischer Rehabilitation. Sie haben meist den Fokus soziale Unterstützung zu geben emotionalen Ausdruck zu fördern und Ressourcen zu aktivieren um die Krankheitsbewältigung zu unterstützen. Themenorientierte Gesprächsgruppen Entspannungsverfahren und geleitete Imaginationen werden entweder als separate Angebote eingesetzt oder als Module in ein gruppenpsychotherapeutisches Konzept integriert (z. B. Greer 1991). Die Untersuchung sichtet den Forschungsstand unter dem Gesichtspunkt der Relevanz für die Verbesserung des Programmangebotes stationärer onkologischer Rehabilitation. Methodik Aus deutschsprachigen und internationalen psychologischen und medizinischen Datenbanken wurden prospektive randomisierte Studien mit Kontrollgruppe standardisierter Intervention und Einbezug von Kontrollvariablen ausgewählt wobei der Evaluator nicht zugleich Therapeut sein sollte. Dabei sollte es sich um Studien mit erwachsenen onkologischen Patienten handeln und zumindest Teile der Intervention sollten innerhalb der Nachsorge stattfinden. Ergebnis Es wurden insgesamt nur 16 Studien gefunden die den methodischen Anforderungen genügen. Die meisten dieser Studien belegen Verbesserungen im psychischen Befinden und verschiedenen Parametern der Lebensqualität sowie im Krankheitsbewältigungsverhalten durch psychotherapeutische Gruppenangebote bei Krebspatienten. Allerdings bestehen sowohl inhaltlich als auch methodisch große Unterschiede. Die untersuchten Zielpopulationen unterscheiden sich im Einbezug einer oder mehrerer Diagnosegruppen der Zeit seit der Diagnose dem Krankheitsstadium (z.B. Tumorprogression vs. komplette Remission oder gemischte Gruppen) sowie dem Grad der Belastung (Selektion hochbelasteter Patienten vs. keine Selektion). Strukturen wurden Kontrollgruppendesigns eher in ambulanten Settings untersucht. Die Zeitdauer der Intervention variiert von 5 Wochen bis hin zu einem Jahr. Dabei wurden Einzelangebote wie z.B. Entspannungsverfahren (z.B. Baider 1994) ebenso evaluiert wie integrierte Gesamtangebote (z. B. Greer 1991). Insgesamt erweisen sich strukturierte und kombinierte psychotherapeutische Gruppenangebote gegenüber unstrukturierten Interventionen als wirkungsvoller. Zudem scheint eine höhere "Dosis" der Intervention und die Kombination verschiedener Verfahren sich günstig auf Ängste auszuwirken. Verbesserungen bei Depressionen sind bei ausgeprägtem Erkrankungsstadium stärker was allerdings durch erhöhte Ausgangswerte dieser Patientengruppe bedingt sein kann. Die Überlebenszeit wird bisher nur von drei abgeschlossenen Studien (z.B. Spiegel 1994) als Outcome-Parameter einbezogen so daß sich aufgrund der geringen Studien- und Fallzahlen noch keine Aussagen treffen lassen. Hypothesen diesbezüglich werden in noch laufenden Studien weiterer Prüfung unterzogen (z. B. Goodwin 1996). ... ___MH
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