Bedingungsfaktoren unterschiedlicher Behandlungsdauer bei psychosomatischen Erkrankungen |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 242-244 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Psychosomatische Fachklinik Bad Pyrmont Fragestellung Im Zuge zunehmender Sparmaßnahmen im Bereich der stationären medizinischen Rehabilitation und steigender Anforderungen an Qualitätssicherungsmaßnahmen werden Fragen der Behandlungsdauer immer wichtiger. Im wesentlichen geht es dabei um Fragen welche Dauer der Behandlung notwendig und hinreichend ist und von welchen Faktoren eine adäquate Behandlungsdauer bestimmt wird. Bisherige Untersuchungen an Patienten unserer Klinik zeigen daß die durchschnittliche Behandlungsdauer bei unterschiedlichen Störungsbildern sehr verschieden ist jedoch auch innerhalb der Diagnosegruppen eine sehr große Variabilität herrscht. Um den Einfluß der unterschiedlichen Diagnosen und damit mögliche Artefakte auszuschließen haben wir zur Untersuchung der Bedingungsfaktoren unterschiedlicher Behandlungsdauer Patienten mit der Primärdiagnose neurotische Depression (ICD9 300.4) ausgewählt die innerhalb der Gesamtpopulation unserer Patienten die zweithäufigste Diagnose darstellt. Methodik Anhand der Basisdokumentations-Daten von N=7894 Patienten der Psychosomatischen Fachklinik Bad Pyrmont im Zeitraum von 10/87 bis 12/94 wurde jeweils die durchschnittliche Behandlungsdauer verschiedener Diagnosegruppen berechnet. Für die Teilstichprobe der neurotisch Depressiven (N=1406) wurde die Abhängigkeit der Behandlungsdauer von unterschiedlichen Variablen z.B. soziodemographischen Variablen oder Faktoren des Schweregrades untersucht. Zusätzlich wurden die Zusammenhänge zwischen Behandlungsdauer und Therapieerfolg untersucht. Zugrunde gelegt wurden die Daten aus der AHG-Basisdokumentation (s. Meermann 1995) die für jeden Patienten von den Therapeuten ausgefüllt wird. Die statistischen Berechnungen wurden u.a. mit varianzanalytischen Verfahren und verteilungsfreien Methoden durchgeführt. Ergebnisse Die Haupt-Diagnosegruppen aus N=7894 Patienten zeigen eine sehr unterschiedliche mittlere Behandlungsdauer die von 44 5 Tagen für Funktionelle Störungen des Herz- und Kreislaufsystems (ICD9 306.2) bis zu 104 1 Tagen für Anorexie (ICD9 307.1) reichen. Die Teilstichprobe der N=1406 Patienten mit der Primärdiagnose Neurotische Depression (ICD9 300.4) zeigt eine mittlere Behandlungsdauer von 57 3 Tagen mit einer Schwankungsbreite von unter einer Woche bis über sechs Monate. Die Behandlungsdauer ist einerseits abhängig von soziodemographischen Variablen wie Geschlecht Alter Familienstand Partnersituation Haushaltssituation Schulbildung und beruflichen Status. Daneben ist die Behandlungsdauer abhängig von Variablen die etwas über den Schweregrad der Störung aussagen wie Anzahl stationärer oder psychotherapeutischer Vorbehandlungen Dauer der Arbeitsunfähigkeit vor Aufnahme und psychiatrische Komorbidität. Keinen Einfluß hat die somatische Komorbidität und die Erkrankungsdauer. Es besteht ein deutlicher positiver Zusammenhang zwischen Behandlungsdauer und dem eingeschätzten Therapieerfolg sowie der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. ... ___MH
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