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December 2024

Berufliche und soziale Rehabilitationsziele aus Patientensicht

Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 244-245 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;

Abstract: Universität Gießen Bei der Festlegung von Rehabilitationszielen kommen vor allem die beruflichen und sozialen Ziele der Patienten häufig zu kurz. Die Vorgaben der Träger von Rehabilitationsmaßnahmen bzw. des Gesetzgebers beziehen sich weniger auf individuelle als auf sozioökonomische Ziele. Es muß jedoch darum gehen sozioökonomische Anforderungen und individuelle Bedürfnisse und Ziele im größtmöglichen Maß zur Übereinstimmung zu bringen. Dies ist allerdings nur möglich wenn die Bestimmung und Berücksichtigung individueller Rehabilitationsziele in Forschung und Praxis mehr an Bedeutung gewinnen. Die Analyse beruflicher Rehabilitationsverläufe von Patienten nach koronarer Bypassoperation zeigt daß die Fortsetzung des Erwerbslebens und der Ausstieg aus dem Erwerbsleben Mittel sind um unterschiedliche Rehabilitationsziele zu verfolgen (Borgetto 1997). Von 60 Patienten(ehe)-paaren sowie deren Hausärztinnen und Hausärzten wurden je 30 prospektiv bzw. retrospektiv anhand 1- bis 1 5-ständiger themenorientierter qualitativer Leitfadeninterviews untersucht. In der prospektiven Teilstudie um die es im weiteren geht wurden die Rehabilitanden einen Monat präoperativ sowie postoperativ nach drei und 18 Monaten befragt. Die Auswahlkriterien für die Untersuchungseinheiten waren präoperative Erwerbstätigkeit Alter < 55 (Ausnahmen bis 57) Jahren LVEF > 50% und angiographisch gesicherte koronare Herzkrankheit. Eine sinnvolle Strukturierung des Alltags durch Erwerbsarbeit ist für einen Teil der Patienten das Ziel das sie mit der Fortsetzung des Erwerbslebens verfolgen. Für sie ist die bisher ausgeübte Tätigkeit eine sinnvolle und befriedigende Tätigkeit die sie nicht aufgeben oder die Frühberentung ein Abstellgleis das sie unbedingt vermeiden wollen. Eine finanzielle Absicherung des bisherigen Lebensstandards ist ebenfalls ein häufig thematisiertes Ziel das durch die Erwerbstätigkeit erreicht werden soll. Ihre Anerkennung als vollgültiges Mitglied der Gesellschaft will ein Teil dir Patienten dadurch sichern daß sie ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung zur Erwerbstätigkeit nachkommen. Oftmals wird dies mit dem Alter begründet: Die Patienten fühlen sich noch zu jung. um in den Ruhestand zu gehen. Andere fühlen sich beispielsweise verpflichtet ihre bisherige Arbeit weiterzuführen um das Geld von dem sie leben auch wirklich zu verdienen. In einzelnen Fällen geht es Patienten darum soziale Kontakte zu sichern und - insbesondere Selbständigen - den Betrieb weiter voran zu bringen. Eine sinnvolle Strukturierung des Alltags ohne Erwerbsarbeit ist ein wichtiges Ziel für Patienten die einen Ausstieg aus dem Erwerbsleben vollziehen. Dabei geht es etwa darum die bisherige Tätigkeit beizubehalten sich aber von den Zwängen und dem Druck des Lohnerwerbs zu befreien die bisherige Tätigkeit unentgeltlich oder nebenberuflich weiter auszuüben oder einen weiteren Schwerpunkt im Leben durch die Arbeit an Haus und Garten oder durch Reisen zu bilden. Das zweite wichtige Ziel ist die Erhaltung und Besserung der (verbliebenen) Gesundheit. Einige Patienten wollen sich dem Risiko einer weiteren gesundheitlichen Verschlechterung nicht mehr aussetzen oder die Voraussetzung für die Gesundung überhaupt erst schaffen. Diese Ergebnisse legen nahe darüber nachzudenken ob in Zeiten gebremsten Wirtschaftswachstums und steigender Massenarbeitslosigkeit in bestimmten Fällen eine soziale Rehabilitation nicht auch außerhalb des Arbeitsmarktes erfolgen kann. Nur zu oft drohen sonst Arbeitslosigkeit und/oder Sozialhilfe die wie die Frührente gesellschaftlich finanziert werden müssen. Des weiteren ist es fragwürdig ob den einzelnen Unternehmen und Betrieben damit gedient ist daß sie ältere chronisch Kranke und Behinderte beschäftigen die dort nicht mehr arbeiten wollen während jüngere gesunde Arbeitnehmer. zum Teil mit passenderen Qualifikationen arbeitslos sind. ___MH


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