Häufigkeit und Verlauf von Befindlichkeitsstörungen |
Journal/Book: Münch.med.Wschr. 139 (1997) 46 S.675/29-679/33. 1997;
Abstract: Prof. Dr. med. M. Franz Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Düsseldorf. Zusammenfassung Befindlichkeitsstörungen bzw. somatoforme Beschwerden sind außerordentlich häufig. In der erwachsenen Allgemeinbevölkerung bestehen sie bei ca. 12% in einer Ausprägung welche die Einordnung als Fall einer entsprechenden ICD-Diagnose rechtfertigt. Die Häufigkeit im Bereich der primärärztlichen Versorgung liegt neueren Studien zufolge bei mindestens 17% der behandelten Patienten. Somatoforme Beschwerden bestehen meist zusammen mit anderen funktionellen Symptomen im Sinne eines multiplen somatoformen Syndroms. Der Langzeitverlauf ist aufgrund einer hohen Komorbidität (insbesondere mit Ängsten und Depressivität) und einer starken Tendenz zum Symptomwandel fluktuierend hinsichtlich der Gesamtbeeinträchtigung durch andere psychogene Symptome jedoch überwiegend schlecht. Die individuellen und sozialen Folgekosten dieser Beschwerden sind derzeit enorm. Überdurchschnittlich oft lassen sich bei diesen Patienten konflikthafte Persönlichkeitsmerkmale und traumatische Einflüsse während der prägungssensiblen kindlichen Entwicklungsjahre nachweisen. Ihre Beschwerden stellen innerhalb der traditionellen Konventionen und Rollenerwartungen der Arzt-Patient-Beziehung häufig einen Kommunikationsversuch eine Inszenierung mit Indikatorfunktion für ein tieferliegendes Konfliktgeschehen dar. Von daher besteht die störungsadäquate Behandlung in der psychosomatischen Grundversorgung sowie ggf. in der Mitbehandlung durch den ärztlichen Fachpsychotherapeuten.
Keyword(s): Befindlichkeitsstörungen Somatoforme Störungen Häufigkeit Verlauf Arzt-Patient-Beziehung
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