Public Health und die Gesundheitskultur der Heilbäder und Kurorte

Journal/Book: Heilbad & Kurort 48 (1996) 11 S.319-327. 1996;

Abstract: Gesundheit als Leitbegriff der postmodernen Gesellschaft Festvortrag von Professor Dr. med. Jürgen Freiherr von Troschke Freiburg i. Br am 7. Oktober 1996 in Bad Reichenhall Gesundheit hat Ende des 20. Jahrhunderts in den westlichen Industriegesellschaften eine besondere hervorragende Bedeutung gewonnen. Glaubt man den einschlägigen Befragungsergebnissen dann rangiert Gesundheit an der Spitze der Werte an denen die Menschen in unserer Gesellschaft ihr Leben orientieren Schipperges et al. (1988) schrieben in ihrem Buch "Die Regelkreise der Lebensführung": "Gesundheit ist längst zum Leitbegriff der heraufziehenden neuen Epoche der Medizin geworden. Gesundheit ist nicht nur der dringlichste unserer Wünsche nicht nur die meistgebrauchte Deklarationsformel der Sozialreformer nicht nur die wirksamste aller Zielvorstellungen der sich die Medizin in Reklame und Werbung bedient Gesundheit ist ein Grundwert und rechtfertigt beinahe alles was in ihrem Namen getan und gefördert wird" (S. 174). Bei demoskopischen Befragungen rangiert Gesundheit an der Spitze der Rangreihen der für wichtig erachteten Lebensbereiche. Das gilt für alle Bevölkerungsgruppen. Über 60% der Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren nannten in einer kürzlich durchgeführten Repräsentativbefragung auf die Frage "Was ist Ihnen das Wichtigste im Leben?": "Gesundheit." Auch wenn in Vorträgen immer wieder historische Zitate prominenter Philosophen angeführt werden wie z. B. "Gesundheit ist nicht alles aber alles ist nichts ohne Gesundheit" so entspricht die für unsere Gesellschaft charakteristische übermäßige Hochschätzung von Gesundheit keineswegs dem Lebensgefühl früherer Generationen. Bezogen auf die Sinnebenen und Sinnansprüche menschlicher Praxis wurde die Gesundheit mit ihren biologischen und hedonistischen Bezügen eher der niederen Ebene der Animalität zugeordnet. . . .

Zurück | Weiter