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December 2024

Allgemeinärztliche Besonderheiten der Pharmakotherapie

Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. (ZaeF) (1994) 9 Jg. 88: S. 647-654. 1994;

Abstract: Univ. - Prof. Dr. med. Michael M. Kochen MPH Abteilung Allgemeinmedizin der Georg-August-Universität Göttingen Theoretisch könnte der Allgemeinarzt dieselben Medikamente wie der Krankenhausarzt verschreiben: jedoch unterscheiden sich die für Arzneimittelverordnungen maßgebenden "Umgebungsbedingungen" in der Allgemeinpraxis deutlich von denen des Krankenhauses (14). Solche allgemeinärztlichen Besonderheiten umfassen: ? das unterschiedliche Spektrum von Krankheiten und Patientenproblemen; ? die unterschiedliche Weiterbildung des Allgemeinarztes; ? die relative Isolation vieler Allgemeinärzte von Zentren der Forschung und Lehre (an den deutschen österreichischen und Schweizer Universitäten ist das Fach Allgemeinmedizin nur in wenigen Fällen institutionalisiert); ? lokale und regionale Einflüsse und Traditionen wie z. B. die Verschreibungen bestimmter Spezialisten oder Kliniken zu denen der Allgemeinarzt überweist (wobei den meisten dieser Kollegen primärärztliche Erfahrung fehlt); ? die in der Allgemeinpraxis häufig verspürte Notwendigkeit geringfügige Befindlichkeitsstörungen symptomatisch zu behandeln; ? das Engagement des Allgemeinarztes bei der Dauertherapie chronischer Erkrankungen; ? die in der Allgemeinpraxis häufig nicht zu realisierende Möglichkeit Patienten (für die eine Klinikeinweisung nicht in Frage kommt) kontinuierlich zu überwachen. Da Patienten nicht immer zu einem Folgebesuch erscheinen ist ein schnell wirkendes Medikament mit möglichst wenigen unerwünschen Wirkungen erforderlich; ? die häufig notwendige Rücksichtnahme auf besondere Umgebungseinflüsse (z. B. Schichtarbeit) denen einige Patienten unterliegen; ? die potentiellen Pressionen denen der Allgemeinarzt von Seiten des Patienten oder der Medien ausgesetzt sein kann. Hinzu kommt die kontinuierliche persönliche "Bewerbung" durch Pharmareferenten die in Krankenhäusern nur selten in vergleichbarem Maße stattfindet. Weitere Probleme erschweren den Umgang mit Arzneimitteln in der Allgemeinpraxis. Dazu zählt die Tatsache daß die vom Allgemeinarzt angewendeten Arzneimittel meist nicht bei Patienten primärärztlicher Praxen sondern von Krankenhäusern bzw. Universitätskliniken getestet wurden. Die Entwicklung neuer Medikamente für typische jedoch oft als banal angesehene therapeutische Probleme der hausärztlichen Praxis findet in wissenschaftlichen Institutionen hingegen wenig Interesse (15). Hinzu kommt daß es in der Allgemeinpraxis nur selten (schätzungsweise in rund 20% aller allgemeinärztlichen Fälle) gelingen wird eine klassische Diagnose zu stellen. ... ab


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