Warnung vor einer chirurgischen Sympathektomie bei chronischen radikulopathischen Beinschmerzen nach Mehrfachoperationen an der lumbalen Wirbelsäule |
Journal/Book: Phys. Rehab Kur Med 3 (1993). 1993;
Abstract: Referat zur Arbeit von Wetzel F. T. et al. "The treatment of chronic extremity pain in failed lumbar surgery. The role of lumbar sympathectomy." Spine 17 (1992)1462-1468. 1 Mockus M. G. et al.: Sympathectomy for causalgia. Patient selection and longterm results. Arch. Surg. 122 (19S7) 668 Es gibt genügend Hinweise aus der Schmerzphysiologie daß eine gestörte zumeist vermehrte Sympathikusaktivität auf ganz verschiedenen Wegen - die hier nicht zu diskutieren sind - einen chronischen schwer behandelbaren Schmerzzustand verursachen zumindest aber wesentlich verstärken kann. In diese Richtung weisen auch klinisch mehrfach beschriebene Erniedrigungen der Hauttemperatur von chronisch schmerzhaften Beinen im Vergleich zum gesunden Gegenbein als Folge erfolgloser Mehrfachoperationen an der Lendenwirbelsäule. Die Autoren nehmen als Ursache solcher Beinschmerzen eine chronische Radikulopathie einer oder auch mehrerer Wurzeln an. Sie können sich dabei auf EMG- Befunde und auf die exakte neurologische Untersuchung berufen die im einzelnen dargestellt werden. Sie wählten 17 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren und einer Schmerzanamnese von 2-10 Jahren aus die alle derart gut bezüglich Schmerzerleichterung auf eine pharmakologische lumbale Sympathikusblockade ansprachen so daß bei ihnen eine operative lumbale Sympathektomie vorgenommen wurde. Interessant zu kennen sind noch die Ausgangsdaten: Im Durchschnitt wurden die 17 Patienten bereits 5mal an der lumbalen Wirbelsäule operiert 16hatten neben dem Beinschmerz auch Rückenschmerzen und je 10 empfanden eine motorische Schwäche im Bein bzw. zeigten einen positiven Lasegue; bei allen - außer einem Patienten - konnte die Kühle des betroffenen Beines im Verglich zum gesunden Bein bereits klinisch festgestellt werden. Die Resultate vor allem diejenigen mit zunehmender Dauer nach der operativen Sympathektomie waren enttäuschend. Insgesamt acht Patienten mußten im Zeitraum zwischen sechs Wochen und zwei Jahren nach dem Eingriff mit allerdings unterschiedlichem Erfolg wegen kaum ertragbarer Schmerzen einer nochmaligen Operation unterzogen werden. Ein Patient nahm sich deswegen das Leben. Die Nachkontrolle mußte die operationsbedingten Verbesserungen die meistens auf den Einbau einer Pumpe zur analgetischen Behandlung des Rückenmarks zurückgeführt werden mußten berücksichtigen und konnte diese Verbesserung nicht der Sympathektomie zuschreiben. Die solcherart korrigierten zufriedenstellenden Resultate betrugen nach 6 Wochen sowie nach 6 Monaten 35 % nach 1 Jahr noch 24 % und nach 2 bzw. 21/2 Jahren nur noch 6 %; d.h. genau ein Patient profitierte in befriedigender nicht in ausgezeichneter Weise davon. Diese schlechten Resultate der lumbalen Sympathektomie stehen im Gegensatz zu ganz euphorischen Erfolgsberichten mit bis zu 92 % sehr guten Resultaten(1). Möglicherweise beeinträchtigt die abnorme Länge der Schmerzdauer vor der Sympathikusausschaltung den Erfolg. Zwei Gründe werden für den Langzeitmißerfolg angeführt: 1. das bekannte Nachwachsen der peripheren sympathischen Strukturen und 2. die Möglichkeit daß die Störung des sympathischen Systems nicht peripher sondern zentral zu suchen ist.
Keyword(s): Beinschmerzen - Sympathektomie - Mehrfachoperationen - Wirbelsäule
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