Behandlungspflicht beim Früh-und Neugeborenen aus kinderchirurgischer Sicht |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 87 (1993/Heft 10-11) 873-875. 1993;
Abstract: Prof. Dr. Hermann Mildenberger Medizinische Hochschule Hannover Zentrum Kinderheilkunde und Humangenetik Abteilung Kinderchirurgie Hannover Über "Die Behandlungspflicht beim Früh- und Neugeborenen" aus kinderchirurgischer Sicht zu sprechen sollte wenn ich den Alltag betrachte; nicht gar so schwierig sein. Störend ist höchstens das Wort "Pflicht" in diesem Zusammenhang. Es impliziert ein "Muß" etwas zu tun zu dem man sich zwingen muß oder zu dem irgendeine übergeordnete Instanz einen zwingt. Aber genau das trifft das Wesen der Neugeborenenchirurgie nicht. Die operative Behandlung einer nicht durchgängigen Speiseröhre einer Zwerchfell-Lücke einer Darmatresie eines undurchgängigen Afterkanals eines aufgestauten Harnwegs-Systems einer Bauchwandspalte und was die operativ therapierbaren Mißbildungen des Neugeborenen sonst noch sind: all das gehört zu den beglückenden Erlebnissen des Kinderchirurgen. Es bereitet Freude und Befriedigung dem Neugeborenen durch den operativen Eingriff ein in der Regel gesundes normales Leben zu ermöglichen wo ohne die Operation der sichere Tod gestanden hätte und den Eltern ihre Angst und Depression in Freude und Erleichterung umzuwandeln. Und je technisch schwieriger und aufwendiger der Eingriff desto größer ist die Herausforderung. Von Pflicht gar von ungeliebter Pflicht keine Rede. Man muß aber einschränkend zugeben daß dieses Bild ungetrübter Freude Befriedigung Erleichterung hier und da einen Einbruch erfährt. Nicht immer gelingt dem Chirurgen ein optimales Ergebnis und nicht immer ist es möglich eine Mißbildung so zu korrigieren daß keine Folgen oder gar echte Behinderung zurückbleiben. Zwar versuchen wir heutzutage in jedem Fall eine Blasen-Harnröhrenspalte zu rekonstruieren aber nur bei etwa der Hälfte dieser Kinder gelingt es dadurch eine kontinente Blase herzustellen. Ein anderes Beispiel: bei einem Teil der Neugeborenen mit fehlendem Afterkanal besteht zusätzlich eine neurologische Störung im unteren Rückenmarksbereich die bewirkt daß die für eine Stuhlkontinenz verantwortlichen Beckenbodenmuskeln nicht funktionieren so daB der operativ hergestellte neue After nie seine natürliche Funktion voll übernehmen kann. Am bekanntesten ist vielleicht das Schicksal der mit einer Spina bifida geborenen Kinder bei welchen zwar das offene Rückenmark geschlossen bzw. mit Gewebe und Haut gedeckt wird die Rückenmarksmißbildung selber aber nicht behandelt werden kann und zu oft schwersten Behinderungen auf neurologischem orthopädischem urologischem Gebiet führt. ... Stö_
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