Wie wirkt das Moor? Bei welchen Erkrankungen wendet man Voll- bzw. Teilbäder an? Welche Kontraindikationen gibt es? INTERIVEW mit Prof. Dr. Dr. J. Kleinschmidt München |
Journal/Book: KASSENARZT 33 (1993) Beilage zu Nr.29/ 30. 1993;
Abstract: INFORMED: Wie wirkt das Moor? Bei welchen Erkrankungen wendet man Voll- bzw. Teilbäder an? Welche Kontraindikationen gibt es? Kleinschmidt: Vollbäder bewirken sowohl eine systemische Ganzkörperüberwärmung als auch lokale Überwärmungen wie bei Packungen. Letztere Therapiekomponente ist besonders bei Erkrankungen des Bewegungsapparates und bei gynäkologischen Indikationen wichtig verstärkt durch die allgemeine Überwärmung. Nur wer aus Kreislaufgründen die Überwärmung nicht verträgt soll auf ein Vollbad verzichten und mit Teilbädern oder sogar nur mit lokalen Packungen therapiert werden. Gewisse Kontraindikationen sind auch bei Beinvenenleiden zu beachten; hier werden die Beine im Moorbad hoch gelagert. Weiterhin sind offene Wunden wegen der Verschmutzungsgefahr ein Ausschlußgrund und aus forensischen Gründen werden maligne Prozesse häufig als Kontraindikationen angeführt. Ich halte dies für übervorsichtig und es gibt ausgedehnte Diskussionen hierzu für die hier aber kein Platz ist. INFORMED: Wie lange sollte eine Moorkur dauern? Kleinschmidt: Es gibt Untersuchungen z. B. von Prof. Callies aus Jena der 3 Wochen lang Patienten täglich und sogar monotherapeutisch mit Moorbädern behandelt und damit gute Ergebnisse erzielt hat. Demgegenüber gilt in den westlichen Kurorten die Maxime auf ein anstrengendes Moorbad wenigstens einen Entlastungstag folgen zu lassen. Die Kurdauer kann in Abhängigkeit der Schwere des Krankheitsbildes - wie bei anderen Therapieformen auch - sinnvollerweise nicht über einen Kamm geschert werden. Lediglich beim statistischen Mittel dauert eine Kur - und . auch eine Moorkur - bei den ambulanten Kurpatienten ca. 3 Wochen bei den Patienten in Kurkliniken ca. 4 Wochen. INFORMED: Gibt es Moore mit unterschiedlicher Qualität? Welche Beschaffenheit hat das Moor in Bad Aibling? Kleinschmidt: Schon von der Entstehungsgeschichte her gibt es unterschiedliche Moorarten wobei die Unterteilung in Nieder- und Hochmoortorfe nur einen ersten Anhaltspunkt liefert. Der Patient verspürt sowohl die mehr oder weniger grobe Struktur des Badetortes direkt an der Haut als auch die sog. Temperaturverträglichkeit. Man darf dabei nicht übersehen daß das Bademoor gegenüber dem Torfabstich gewaltig verändert wurde indem Wurzeln Steine etc. heraus- und Aufbereitungswasser hineingegeben werden. Tatsächlich ist letztlich die persönliche Erfahrung des Kurpatienten mit dem speziellen Hochmoor aus Bad Aibling oder dem Niedermoor aus Lünebürg - um nur 2 staatlich anerkannte extrem weit voneinander entfernte Moorheilbäder anzuführen - der Grund dafür hier oder dort Stammgast zu werden.
Keyword(s): Moor
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