Die thermophysikalische Reizstärke verschiedener KNEIPPscher Anwendungen und ihre physiologischen Auswirkungen |
Journal/Book: Intern. Sauna - Arch. 10 H. 3 (1993). 1993;
Abstract: Claudia Diwersy: Humanmedizinische Dissertationsarbeit an der Medizinischen Fakultät der Ludwig- Maximilians- Universität München KNEIPP- Kurorte und KNEIPP- Heilbäder bilden in den Begriffsbestimmungen des Deutschen Bäderverbandes eine eigene Spezifikation. Die KNEIPP- Therapie ist aber nicht nur eine spezielle Kurform; auch in phyksikalisch- therapeutischen Abteilungen von Krankenhäusern und Kliniken sind häufig Einrichtungen für die KNEIPPsche Hydrotherapie vorhanden. Während für sonstige hydrotherapeutische Anwendungen Applikationszeiten von 10 - 20 min üblich sind dauern viele KNEIPPsche Anwendungen nur wenige Minuten. Dies wird von Praktikern damit begründet. daß die thermische Reizstärke von den Patienten als besonders intensiv empfunden wird; der Münchener Arzt Bajog hat KNEIPPsche Güsse noch 1986 sogar als Gefährdungspotential für seine Patienten bezeichnet. In den einschlägigen Handbüchern gibt es empirische Rangskalen zur Reizstärke von Anwendungen wie Armbad. Knieguß Vollguß oder Blitzguß. Die Frage nach einer objektiv meßbaren Ranoskala ist jedoch noch untersuchungsbedürftig. Frau C. Diversy hat daher a) Messungen zur theromphysikalischen Reizstärke und b) Messungen zur physiologischen Reaktion von Versuchspersonen bei KNEIPPschen Anwendungen durchgeführt. Hierzu war c) in einer Erprobungsphase ein geeigneter Versuchsplan zu entwickeln. Als Applikationsformen mit erträglichem Vorbereitungs- und Durchführungsaufwand kristallisierten sich Armbad und Armguß heraus. Dem möglichen Vorwurf einer unsachgemäßen Anwendungstechnik. die immerhin erst im Laufe eines ganzen Ausbildungsjahres von speziellen KNEIPP- Physiotherapeuten erlernt wird wurde vorgebeugt durch Einbeziehen eines langjährigen KNEIPP- Arztes (Dr. W. Stappert Nürnberg) in folgende Versuchsdurchführung: I) Bei 4 weiblichen und 6 männlichen normalgesunden Probanden im Alter zwischen 16 und 42 Jahre wurde zur interindividuell gleichen Tageszeit an 2 verschiedenen Tagen ein Wechselarmguß (39 °C - 10 °C und 39 °C - 10 °C bzw. 39 °C - 20 °C und 39 °C - 20 °C) appliziert. II) Vier Probanden erhielten zusätzlich zuvor jeweils ein Armbad ( 10 °C bzw. 20 °C). Damit waren sowohl Vergleiche zwischen starken und schwachen Kaltreizen eines Armgusses als auch im Vergleich zu einer andersartigen Wasseranwendung (kaltes Armbad) möglich. Zu den thermophysikalischen Messungen standen mehrere Wärmestrommeßfühler und verschiedenartige Temperaturfühler (Thermoelemente Thermistoren) zur Verfügung. die an mehreren Körperstellen angebracht wurden und deren Meßsignale über einen Multiplexer in rascher zeitlicher Aufeinanderfolge abgefragt und abgespeichert wurden. Bezüglich der Reaktionsgrößen wurden - lokal eine perkutane Sauerstoffmessung - konsensuell eine Durchblutungsmessung - zentral Pulsfrequenz- sowie Atmungsrhythmikbestimmung durchgeführt. Von den Ergebnissen ist herauszustellen: - an der Hand ist der Wärmeentzug 2 - 4mal größer als an der Schulter; - die thermophysikalische Reizstärke nimmt während eines Wechselarmgusses ab: - die Wärmestromspitzen sind beim Armguß höher als beim Armbad; - ein Wechselarmguß mit 39 °C - 20 °C und 39 ° - 20 °C entzieht insgesamt ca. 60kJ/m2 Wärme bei stärkerem Kaltreiz (39 °C - l0 °C und 39 °C - 10 °C) werden ca. 90 kJ/m2- entzogen; - lokale (perkutane) Sauerstoffmessungen weisen im Zeitverlauf eine relativ deutliche Korrespondenz mit den thermophysikalischen Meßwerten auf; - kurzfristige konsensuelle Durchblutungsverminderungen treten sowohl bei warmen als auch bei kalten Güssen auf; - bei den Pulsfrequenzen ist während der kalten Güsse eine größere interindividuelle Streuung zu beobachten als während der Warmgüsse; - aus Registrierungen der Atemrhythmik konnte keine überzeugende Zuordnung zu den einzelnen Gußphasen herausgearbeitet werden. Man kann damit den thermophysikalischen Reiz - hinsichtlich lokaler Wirkungen sehr deutlich - bezüglich konsensueller bzw. zentraler Reaktionen nur abgeschwächt physiologischen Wirkungen zuordnen. Für die Quantifizierung der Reizstärke KNEIPPscher Anwendungen ist damit ein weiterer Teilschritt geklärt.
Keyword(s): KEIPPsche Anwendungen
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